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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Offene Immobilienfonds

Offene Immobilienfonds investieren das eingesammelte Geld vor allem in Gewerbeimmobilien. Lange Zeit galten sie als sicher, bis 2005 einige Fonds ins Schwanken gerieten. Offene Immobilienfonds sind kein "Betongold", wie sie von Anlageberatern gerne umworben werden.

Derzeit stehen die offenen Immobilienfonds in der Gunst der Anleger weit oben. Der Zusatz "offen" bei Immobilienfonds bedeutet, dass der Anleger sich nicht an einer speziellen Immobilie beteiligt, sondern an einem großen Pool von Objekten in Deutschland, in Europa oder sogar in der ganzen Welt.

Geworben wird in der Branche mit Slogans wie "Anlegen in inflationsgeschützte Sachwerte" oder "Wer an Immobilien verdienen will, braucht sich nicht gleich ein Haus zu kaufen". Die Zielgruppe ist klar: Wer sich nicht ein eigenes Haus leisten kann, soll auch mit kleineren Anlagesummen an der Ertragskraft von Grund- und Hauseigentum beteiligt werden. Die Motive für ein Investment im Immobiliensektor sind stets die gleichen. Die Immobilie stellt einen Sachwert dar, bietet ein gewisses Maß an Wertbeständigkeit und Inflationsschutz.

Außerdem heißt es, dass der Anleger jederzeit seine Anteile zu einem aktuellen Marktpreis über seine Bank wieder verkaufen kann. Ausnahme: Die Bank schließt den Fonds. Zu diesem Mittel darf sie nur greifen, wenn ungewöhnliche Umstände sie dazu zwingen. In der Geschichte der offenen Immobilienfonds ereignete sich die nur einmal: Die Deutsche Bank Tochter DB Real Estate schloss vorübergehend einen offenen Immobilienfonds. Anleger konnten ihre Anteile nicht zurückgeben. Das Management begründete dies mit einem hohen Wertberichtigungsbedarf der Immobilien.

Strenge Regeln

Offene Immobilienfonds investieren in Häuser, Bürogebäude, Einkaufscenter, also in viele verschiedene Objekte. Ein Großteil der Anlegergelder wird in Gewerbeimmobilien (bebaute Geschäfts- und Mietwohngrundstücke) investiert. Das restliche Geld dient als Liquiditätsreserve für Neuinvestitionen. Offene Immobilienfonds veröffentlichen Halbjahresberichte und einmal im Jahr einen Rechenschaftsbericht. In beiden finden Sie eine komplette Vermögensaufstellung und Angaben zu den Objekten, in die der Fonds investiert hat. Diese Berichte werden dem Anleger auf Verlangen zur Verfügung gestellt. Oftmals veröffentlichen die einzelnen Gesellschaften darüber hinaus zusätzliche Informationen, beispielsweise über neu erworbene Objekte. Die ausschüttungsfähigen Erträge stammen aus Miet- und Zinseinnahmen. Doch in Zeiten sinkender Renditen auf dem Immobilienmarkt darf ein großer Teil des Fondsvermögens auch in Wertpapiere und Anleihen, Tagesgeld oder Geldmarktfonds angelegt werden. Wichtig ist die Unterscheidung in offene und geschlossene Immobilienfonds. Nur die "offenen" dürfen den geschützten Namen "Investmentfonds" führen. Die geschlossenen Immobilienfonds dürfen sich "nur" Fonds nennen. Die Fondsgesellschaften sind an strenge Anlegerschutzvorschriften gebunden. Ein Fonds (nach dem Wortlaut des Gesetzes ist er ein "Grundstück-Sondervermögen") besteht aus mindestens zehn, meist jedoch mehr als 50 unterschiedlichen Einzelobjekten. Keines der Einzelobjekte darf 15 Prozent des gesamten Fondsvermögens übersteigen. Sie sind gestreut nach Nutzungsart, Größe und Region. Der jährliche Anlageerfolg besteht aus Mieterträgen, Zinsen und Wertsteigerungen von Grundstücken. Das Risiko dabei bezieht sich vor allem auf Leerstände, sich verzögernde Erstvermietungen und auslaufende Mietverträge. Achten Sie also besonders auf offene Immobilenfonds, deren Objekte Mietverträge mit langen Restlaufzeiten haben.

Verkauf jederzeit möglich

Offene Immobilienfonds sind unter staatlicher Aufsicht stehende, treuhänderisch verwaltete Investmentfonds. Schwierig zu beurteilen ist die Preisbildung der Anteile, da Immobilien ja nicht wie Aktien an der Börse gehandelt werden. Das Gesetz schreibt daher einen Sachverständigenausschuss vor. Der bewertet mindestens einmal im Jahr sämtliche Grundstücke. Das heißt also: Anstelle eines transparenten Marktes treten Sachverständige. Sie nehmen die Objekte unter die Lupe. Wie das geschieht, darüber dringt allerdings nichts an die Öffentlichkeit. Der Anleger erwirbt über den Kauf eines Anteils an einem Offenen Immobilienfonds wirtschaftliches Miteigentum an den Vermögensgegenständen des Immobilienfonds. Offene Immobilienfonds geben eine unbegrenzte Zahl von Anteilen aus, die börsentäglich erworben und zurückgegeben werden können. Die Rückgabe an die Grundstücks-Investment-Gesellschaft erfolgt zum börsentäglich veröffentlichten Rücknahmepreis. Der wird ermittelt auf der Grundlage der im Investmentfonds enthaltenen Vermögensgegenstände. Die Gesellschaft kann allerdings, wie oben geschildert, die Rücknahme stoppen.



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