MFI-Zinssätze

MFI-Interestrates. Zinssätze, die von im Euroraum ansässigen Kreditinstituten und sonstigen MFI (ohne Zentralbanken und Geldmarktfonds) für auf Euro lautende Einlagen und Kredite von im Eurowährungsgebiet ansässigen privaten Haushalten und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften angewendet werden. Auskunft darüber gibt die MFI-Zinsstatistik. Nach Darstellung der EZB werden Verfügbarkeit zuverlässiger und zeitnaher Informationen über die von den MFI im Kundengeschäft angebotenen Zinssätze für die geldpolitische Entscheidungsfindung und Analyse in 4 Schlüsselbereichen als im Eurosystem unerlässlich angesehen. Nach EZB-Darstellung stellen 1. MFI-Zinssätze wichtiges Element bei der Transmission geldpolitischer Impulse auf die Realwirtschaft dar. Daher ist die Beobachtung wesentlich, inwieweit Leitzinsänderungen der EZB direkt als auch über Geld- und Kapitalmärkte an die Zinsen für Bankkredite und -ein-lagen weitergegeben werden und damit die Konsum-, Investitions- und Sparentscheidungen der privaten Haushalte und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften und somit letztlich Preise und Produktion beeinflussen; 2. lässt sich mit Hilfe der MFI-Einlagenzinsen die Entwicklung der Geldmengenaggregate erklären; 3. liefern MFI-Zinssätze zusammen mit entspr. Volumina für Kredit- und Einlagengeschäfte Informationen für Überwachung struktureller Entwicklungen im Bankensystem und Analyse der Stabilität der Finanzmärkte; 4. gibt die harmonisierte MFI-Zinsstatistik Aufschluss, inwieweit sich die Zinssätze in den Mitgliedsländern angenähert haben und Integration der Kundengeschäftsmärkte der Banken im Eurowährungsgebiet fortgeschritten ist. Die lt. EZB per Variationskoeffizient gemessene Streuung der MFI-Zinssätze variiert zwischen den Euro-Ländern trotz erreichter hoher Zinskonvergenz im Eurogebiet erheblich zwischen den Instrumentenkategorien; MFI-Zinssätze können dabei auch von nationalen staatlichen Regulierungen beein-flusst werden, die ein bestimmtes Zinsniveau gesetzlich festlegen. In der MFI-Zinsstatistik können davon täglich fällige Einlagen, Einlagen mit vereinbarter Laufzeit und Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist betroffen sein. Nach Darstellung der EZB können Regulierungen auch Obergrenzen für MFI-Zinssätze bei bestimmten Krediten vorschreiben. Soweit diese bindend sind, können sie ein Grund für Zinsuntetschiede zwischen einzelnen Ländern und für Abweichungen bei Weitergabe von Zinsänderungen sein. MFI-Zinssätze werden lt. EZB auf Vorsteuerbasis erhoben und enthalten keine direkten staatlichen Subventionen für Kredite an oder Einlagen von privaten Haushalten und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften. Gleichwohl können sich Steuern und Subventionen durch ihren Einfluss auf die relativen Preise verschiedener Bankleistungen und damit auf Angebot und Nachfrage indirekt auf das Gewicht subventionierter oder besteuerter Produkte innerhalb der erfassten nationalen MFI-Zinssätze auswirken. Untergliederung der Kredite nach Sicherheiten ist lt. EZB in der MFI-Zinsstatistik nicht vorgesehen. Besicherungen können sich jedoch auf das Niveau der MFI-Zinssätze auswirken. Deshalb kann entspr. dem in einzelnen Ländern üblichen Besicherungsgrad und der Höhe der Beleihungsgrenzen die Höhe der MFI-Kredit-zinssätze variieren. Weiter kann das in Bezug auf Laufzeiten und anfängliche Zinsbindungsfristen breite Spektrum von Finanzinstrumentenkategorien in Verbindung mit einer in den Ländern unterschiedlichen Laufzeitenverteilung innerhalb einer Kategorie Zinsdivergenzen zwischen den EU-Ländern erklären. Bei i. d. R. ansteigender Zinsstrukturkurve kann dies lt. EZB zu länderweise unterschiedlichen Zinsniveaus führen. Da die Zinsgestaltung der Banken durch viele weitere Faktoren beeinflusst werden kann - Intensität des Bankenwettbewerbs, Marktsituation, Konkurrenz durch marktbasierte Finanzierungsund Anlagemöglichkeiten, Einschätzung des Kredit- und Zinsänderungsrisikos, Refinanzierungs-, Bankwechselkosten, asymmetrische Informationen über Kunden, Stärke der Kundenbindung u.a. - kann jede signifikante Abweichung zwischen den Ländern bei diesen Faktoren zu Unterschieden in den nationalen MFI-Zinssätzen führen und Grund für Unterschiede innerhalb eines Landes sein.