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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Kapitaltheorie

befaßt sich mit den fundamentalen Konzepten Investition, - Ersparnis, - Kapital und Kapitalzins (Zins). Als Ausdehnung der Volkswirtschaftstheorie auf die Dimension der Zeit und mithin der Unsicherheit geht es in der Kapitaltheorie um die Analyse der (optimalen) Allokation von Gütern zum Zwecke der Befriedigung von Bedürfnissen, wobei der Begriff der Zeit in einer essentiellen Art in den Konzepten Produktion, Präferenzen und Gut enthalten ist. Eine allgemeine Kapitaltheorie existiert noch nicht; ihr Aufbau übersteigt die heutigen wissenschaftlichen Möglichkeiten. Es gibt aber eine Anzahl spezieller Kapitaltheorien, die sich darin unterscheiden, dass verschiedene einschränkende Annahmen hinsichtlich der produktiven Möglichkeiten, der Präferenzen, des Grades der Unsicherheit usw. getroffen werden (z.B. - Österreichische Kapitaltheorie). Die wichtigsten von diesen können nach dem jeweils zugrundeliegenden Realkapitalbegriff unterschieden werden, wobei man unter Realkapital ein einzelnes oder aggregiertes produziertes Produktionsmittel versteht, das nicht um seiner selbst willen begehrt wird, sondern nur als eine Art Zwischenprodukt bei der Produktion tatsächlich begehrter Güter und daher einen abgeleiteten Kapitalwert besitzt. a) Realkapital als homogener Stock von konsumierbaren Gütern, der mit einer bestimmten Rate wächst und aus dem Bruchteile für den jeweiligen Konsum entnommen werden; Kapitaltheorien, die diesen Realkapitalbegriff verwenden, betonen die Zeit als produktiven Faktor für einen Kapitalstock, der sozusagen auf Lager liegt. b) Realkapital als zeitlich differenzierte Menge von reifenden Konsumgütern; Kapitaltheorien, die diesen Realkapitalbegriff verwenden, betonen die zeitliche Struktur als produktiven Faktor für mehr oder weniger ausgereifte Güter, die sich alle im Produktionsprozess befinden. c) Realkapital als ein von einem Konsumgut essentiell verschiedenes - Kapitalgut, das in einem eigenen Produktionsprozess produziert wird; Kapitaltheorien, die diesen Realkapitalbegriff verwenden, betonen den Charakter eines Gutes als produktiven Faktor für ein dauerhaftes Gut, das seine Dienste über mehrere Perioden abgibt. In der Kapitaltheorie geht es vorrangig um folgende Probleme: a) Inwiefern können Kapital und Kapitalakkumulation als Mittel betrachtet werden, die Spezialisierung zu erleichtern und die Arbeitsproduktivität zu erhöhen? (Adam SMITH, David RICARDO). b) Inwieweit sind Lohnfonds und -\' Subsistenzmittelfonds nützliche Konzepte, wenn sie nicht ein homogener, sondern ein heterogener Bestand an - Gütern sind (Österreichische Kapitaltheorie)? c) Die Existenz heterogener Kapitalgüter verursacht ein Meßproblem. Kann dieses Problem im Rahmen eines NEUMANN-Modells (Wachstumsmodelle) oder eines allgemeinen mikroökonomischen Modells gelöst werden, oder gibt es womöglich eine Reduktionsformel (auf Arbeit, Konsum o.ä.)? d) Welche Größen bestimmen in welchem Ausmass die zeitliche Struktur des Kapitalstocks: die Minderschätzung künftiger Bedürfnisse, die Produktivitätserhöhung bei Umwegproduktion, institutionelle Arrangements? e) Welche Relevanz hat das Konzept der durchschnittlichen Produktionsperiode? (Eugen von BÖHM-BAWERK, - Österreichische Kapitaltheorie). f) Welche Größe bestimmt die Rate der Kapitalakkumulation: die Sparquote oder die erwartete Profitrate? (John M. KEYNES). g) Welche Beziehungen bestehen zwischen Kapital als Bestandsgröße und dem - Zins als (dimensionslose) Rate einerseits und zwischen Kapital als Bestandsgröße und Kapitaleinkommen als - Stromgröße andererseits? h) Die Bedeutung der (logischen) Zeit für die Probleme des Kapitalwerts und der Kapitalakkumulation bei gleichgewichtigen Entwicklungspfaden ist weitgehend geklärt. Was kann man aber über beide Probleme bei zyklischen oder ungleichgewichtigen Entwicklungen sagen, und welche Bedeutung hat die (historische) Zeit für diese Probleme? i) Ist der Kapitalzins lediglich ein Zurechnungsfaktor, ein Anreizmittel, um in einer Wirtschaft mit Privateigentum das - Eigentum und die Kontrolle von Kapital zu trennen oder als Profitbestandteil ein Resultat der Ausbeutung? (Karl MARX). j) Inwieweit leitet die neoklassische Kapital- und Wachstumstheorie (SOLOWModell), deren Hauptvertreter in Cambridge (USA) sitzen, korrekte Theoreme hinsichtlich Allokation, Distribution und Stabilisierung her? Inwieweit übersieht diese Theorie eine fundamentale Indeterminiertheit des Kapitalmodells mit heterogenen Kapitalgutem, wie sie von Theoretikern aus Cambridge (England) behauptet wird, mit der Folge, dass die neoklassischen Theoreme inkorrekt sind und institutionelle Zusammenhänge bedeutsam werden? (Cambridge-Kontroverse; Neoklassische Theorie) Fast alle volkswirtschaftlichen Modelle enthalten kapitaltheoretische Elemente, sofern sie den Zeitbegriff in einer essentiellen Art und Weise berücksichtigen; vollständige Kapitaltheorien sind aber nicht inkorporiert. Literatur: Duffle, D. (1992). Burmeister, E. (1980). Hirshleifer, J. (1974). v. Weizsäcker, C.Ch. (1971)



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