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Tauschringe
Tauschringe sind organisierte Märkte innerhalb hochentwickelter Volkswirtschaften, bei denen Produkte und Dienstleistungen nicht gegen Geld sondern im Tausch gegen andere Leistungen gehandelt werden. Dieser Austausch kann im direkten Kontakt zwischen den Beteiligten stattfinden. Es gibt aber auch Zentralen, bei denen Konten in speziellen Einheiten oder in Fantasiewährungen geführt werden. Weil die reguläre Geldwirtschaft ausgeschaltet ist, kann der Leistungsaustausch privater Anbieter meist nur im lokalen oder regionalen Rahmen stattfinden. Im großen Stil findet ein Austausch von Leistung gegen Leistung seit vielen Jahren zwischen Ländern statt, die nicht in ausreichendem Maße über die im internationalen Handel akzeptierten Zahlungsmittel verfügen, um die von ihnen benötigten Rohstoffe oder Fertigwaren auf dem Weltmarkt zu kaufen. Sie streben daher Kompensations- oder Bartergeschäfte an: Wer ihnen etwas verkaufen möchte, muss statt Geld die von ihnen angebotenen Produkte oder Rohstoffe akzeptieren. Meist handelt es sich um Produkte, die sie selbst nicht absetzen können, weil sie nicht über die erforderlichen Marktkenntnisse und Absatzkanäle verfügen oder weil die Qualität nicht den vom Weltmarkt geforderten Standards entspricht. Vor allem die ehemaligen sozialistischen Staaten des Ostblocks haben versucht sich auf diese Art an der internationalen Arbeitsteilung zu beteiligen. Zum Teil geschieht dies auch heute noch bei den Nachfolgestaaten und den ärmeren Entwicklungsländern. Auf derartige Geschäfte spezialisierte Makler oder Handelsunternehmen treten in diesen Fällen als Vermittler auf. Auch zwischen Privatpersonen in hochentwickelten Wirtschaften können in vielfältiger Form Leistungen getauscht werden, ohne dass es zu entsprechenden Geldströmen kommt. Solange sich dies innerhalb der Familie, zwischen Verwandten oder Freunden abspielt, werden diese Dienste außerhalb des offiziellen Wirtschaftskreislaufs erbracht, und es findet auch keine formelle Abrechnung von Leistung und Gegenleistung statt. Was oft als Gefälligkeitsdienst unter Freunden beginnt, wird zunächst auf die unmittelbare Nachbarschaft ausgedehnt und später in größerem Rahmen organisiert. Wenn es sich nur um gelegentliche Hilfe unter Nachbarn handelt, wird noch nicht von einer Tauschwirtschaft gesprochen. Dies ist erst dann der Fall, wenn Fremde sich daran beteiligen und es über rein zufällige Hilfen hinaus geht. Weil Leistung gegen Leistung getauscht wird, bleiben aber auch die organisierten Tauschringe örtlich begrenzt. In Berlin und anderen Großstädten sind sie meist auf einen Stadtteil beschränkt. Die Tauschringe dienen in diesen Fällen der ,,ökonomischen Selbsthilfe" von Personen, die entweder arbeitslos sind, Rente oder Sozialhilfe beziehen oder bewusst keine feste Beschäftigung haben wollen. Trotz des begrenzten finanziellen Budgets (Arbeitslosengeld , Rente, Sozialhilfe), mit dem sie im regulären Markt auskommen müssen, können sie sich über die Tauschbörsen mit Waren und Dienstleistungen versorgen, die sonst für sie unbezahlbar wären. Oft beteiligen sich aber auch Personen am bargeldlosen Leistungstausch, die in einem festen Arbeitsverhältnis an sich ein ausreichendes Einkommen erzielen. Denn im Rahmen der Tauschbörsen können sie Talente nutzen, die in ihrem regulären Beruf entweder nicht gefragt sind oder die sie so doppelt vermarkten können. Anders ist es, wenn die Waren oder Dienstleistungen zum Beispiel in Anzeigenblättern oder mit Hilfe organisierter Tauschbörsen angeboten werden. Dabei können entweder bestimmte Dienstleistungen oder Produkte gegen zuvor genau definierte Gegenleistungen angeboten werden. Oder es kann für die eigene Leistung an eine bestimmte Person eine allgemein geltende Gutschrift eingetauscht werden. Sie berechtigt dann zum Bezug einer Ware oder Dienstleistung, die ein Dritter anbietet, der seinerseits dafür eine Gutschrift erhält. In diesem Fall hat die Gutschrift den Charakter eines Geldersatzes und die Einlösung dieser Bezugsscheine muss über einen Tauschring organisiert werden. Wenn Anbieter und Nachfrager zu Mitgliedern eines Rings werden, müssen sie nicht direkt miteinander tauschen, sondern können aus dem Angebot der Tauschgemeinschaft frei auswählen. Überdies besteht nicht der Zwang, Leistung und Gegenleistung in einem unmittelbaren oder engen zeitlichen Zusammenhang auszutauschen. Allerdings wird in solchen Fällen ein Ersatzgeld benötigt, das es erlaubt, auch die Leistungen solcher Partner in Anspruch zu nehmen, die mit den direkt angebotenen Leistungen nichts anfangen können. Als Verrechnungseinheit und Wertmaßstab dienen dann lokale ,,Währungen", die von Ring zu Ring unterschiedliche und oft fantasievolle Bezeichnungen tragen. Einige Tauschringe legen fest, dass die jeweils aufgewendete Arbeitszeit generell eins zu eins getauscht wird. Dabei wird nicht berücksichtigt, ob jemand eine lange oder gar keine Ausbildung brauchte, um seine Leistung erbringen zu können. Andere Ringe arbeiten mit unterschiedlichen Zeitäquivalenten für die verschiedenen Produkte und Dienste, die sich am durchschnittlichen Arbeits- oder Kraftaufwand und auch an der erforderlichen Qualifikation für die Herstellung orientieren. Dabei können Leistungen auch gegen zukünftige Gegenleistungen, also quasi auf Kredit, bezogen werden. Um zu verhindern, dass jemand ständig Leistungen in Anspruch nimmt, ohne selbst etwas zu tun, haben manche Tauschringe aber ein Kreditlimit beschlossen. Die Obergrenze kann sowohl für die Geber- als auch für die Nehmerseite gelten.
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