Stresstest
1. Mir Hilfe von Srresstesrs können Banken potenzielle Auswirkungen krisenhafter Entwicklungen im Detail untersuchen und bereits im Vorfeld geeignete Gegenmassnahmen ergreifen. Stresstests haben sich daher in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil des Risikomanagements der Banken entwickelt. Kontinuierliche Durchführung von Stresstests ist nicht nur im Interesse der einzelnen Bank, sondern liefert auch einen wertvollen Beitrag für die Finanzstabilität insgesamt. Umfragen zeigen, dass die Banken ihre Stresstestmethoden weiterentwickelt haben und insb. im Marktrisikobereich detaillierte und realitätsgetreue Analysen durchführen. Zudem zeigt sich eine grosse Vielfalt in der Ausgestaltung der Stressszenarien und der verwendeten Stresstestmethoden. Diese Diversität ist von Vorteil, da sie die Gefahr eines gleichgerichteten, Stabilitätsgefährdenden Verhaltens der Banken reduziert.
2. Stresstests von Bankensystemen sind Hilfsmittel für die Beurteilung der Stabilität von Bankensystemen. Sie ermöglichen lt. Bundesbank vorausschauende Analyse und einheitlichen Ansatz zur Identifikation potenzieller Risiken für das Bankensystem als Ganzes. Auf Grund der zu treffenden Annahmen über Risikoszenarien fliessen natur-gem. subjektive Elemente ein. Kontinuierliche Durchführung und Fortentwicklung von Stresstests ist daher notwendig. Auch der IWF sieht Stresstests als wichtigen Bestandteil seines Financial Sector Assessment Program (FSAP) an. In dessen Rahmen begutachtete der IWF u. a. die Stabilität des deutschen Finanzsystems; dabei wurden auch Stresstests für die deutschen Kreditinstitute durchgeführt.
Konzeptionell simulieren Stresstests anders als Prognosen extreme Ausnahmen von normalen Marktentwicklungen (Stresssituationen). Daher legen sie, wie die Bundesbank, die hierzu eine gross angelegte empirische Erhebung vorgenommen hat, schreibt, gewissermassen unrealistische Szenarien zu Grunde; andererseits müssen diese für die Risikofaktoren einigermassen plausibel sein, um Fehlschlüsse auszuschliessen. Nach Darstellung der Bundesbank wird bei statistischen Verfahren der Szenarienauswahl die gemeinsame Wahrscheinlichkeitsverteilung der relevanten Risikoparameter (Zinsen, Aktienkurse usw.) aus historischen Daten geschätzt. Ausgewählt werden solche Szenarien, die Extremalereignisse der Verteilung -Ereignisse mit geringer Wahrscheinlichkeit - sind. Dies ist von Vorteil, weil den Szenarien Wahrscheinlichkeitsniveaus zugeordnet werden können. Sie werden vor allem bei Sensitivitätsanalysen, bei denen nur ein Risikofaktor Stress unterworfen wird, eingesetzt. Weitere Form der Szenarienauswahl ist lt. Bundesbankdarstellung die modellgestützte Analyse, insb. angewendet, wenn der Ein-fluss makroökonomischer Aggregate untersucht werden soll (Makrostresstests). Grundlage ist ein ökonometrisches Modell, in dem die Wechselbeziehungen der in Frage kommenden Risikofaktoren abbildbar sind. Das Verfahren, nach dem Stressszenarien letztlich ausgewählt werden, ergibt sich lt. Bundesbank entscheidend aus der Datenverfügbarkeit. Risikopositionen der Banken werden i. d. R. in Form von Marktwertveränderungen des Vermögens berechnet. Dies kann durch die Banken selbst - mit Hilfe ihrer eigenen Risikomodelle (Bottomup) - oder zentral durch Bankenaufsichtsbehörden (Topdown) geschehen, auch mittels gemischter Ansätze, bei denen Risikopositionen teils durch Bankenaufsicht, teils durch Banken ermittelt werden. Bei univariaten Stresstests wird jeweils nur einer der Risikoparameter variiert, meist ergänzt durch komplexere multivariate Stresstests, bei denen mehrere Risikofaktoren gleichzeitig verändert werden. Einfache Kombination univariater Risikoszenarien ist lt. Bundesbank unzweckmässig, da sie i. d. R. zu relativ unrealistischen Resultaten führt. Oft greift man daher auf historische, in der Realität tatsächlich aufgetretene Konstellationen der Risikofaktoren zurück; andererseits schränkt historische Simulation die Auswahl möglicher Szenarien stark ein. Alternatives Verfahren ist modellgestützte Auswahl von Szenarien im Rahmen von Makrostresstests auf der Basis makroökonomischer Rahmenszenarien, so wie durch die Bundesbank (und IWF) mit Hilfe ihres makroökonometrischen Modells.
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