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Erhard, Ludwig
Deutscher Nachkriegspolitiker. Erster Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland nach dem 2. Weltkrieg und späterer Bundeskanzler. Erhard war für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Westdeutschland von großer Bedeutung. Er gilt als der "Vater der sozialen Marktwirtschaft" und Begründer des "Wirtschaftswunders" in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands. Durch eine einsame Entscheidung beendete er am 20. Juni 1948 die Bezugsscheinwirtschaft und gab damit den Startschuss für den Wiederaufbau. Ludwig Erhards berufliches und politisches Leben war vor allem der gedanklichen Vorbereitung und späteren Verwirklichung einer sozialen Marktwirtschaft im Westen Deutschlands gewidmet. Dabei hat er allerdings auch schon sehr früh die Probleme und Chancen bei einer Wiedervereinigung Deutschlands mit bedacht. Zur allgemeinen Überraschung und gegen den Widerstand der westlichen Besatzungsmächte erklärte er als Direktor der Wirtschaftsverwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebiets bereits am 20. Juni 1948 - also unmittelbar nach der Währungsreform, dass die meisten der bis dahin geltenden Vorschriften zur Bewirtschaftung von Lebensmitteln und zahlreichen anderen Produkten aufgehoben werden sollten. Dies gilt als die Geburtsstunde der Marktwirtschaft in der Bundesrepublik. Der Zweizonen-Wirtschaftsrat (in der zunächst englisch-amerikanischen Bizone) verabschiedete dann gegen den heftigen Widerstand der ihm angehörenden Sozialdemokraten am 24. Juni 1948 "Leitsätze über die Bewirtschaftung", durch die die Zuteilung und die Preisvorschriften für zahlreiche Güter aufgehoben wurden. Für immer mehr Güter wurden danach in rascher Folge die Bezugskarten abgeschafft und eine freie Preisbildung eingeführt. Zwar waren auf einen Schlag wieder viele Produkte in den Läden und auf den Märkten zu finden, aber die Preisentwicklung war in den ersten Monaten eher hektisch, denn Hersteller und Handel nutzen den Ansturm der Käufer, um endlich wieder Gewinne zu machen. Die Gewerkschaften riefen deshalb 1948 sogar zu einem einwöchigen totalen Käuferstreik auf, der allerdings nur teilweise Resonanz fand. Politische Gegner und Befürworter einer Planwirtschaft griffen die auf den Gedanken des Ordoliberalismus aufbauende Wirtschaftspolitik bis in die fünfziger Jahre hinein immer wieder scharf an. Doch der von der Richtigkeit seiner Politik zutiefst überzeugte Erhard setzte trotz des erbitterten Widerstands seiner innenpolitischen Gegner eine rasche Befreiung der Wirtschaft von staatlichen Vorschriften und behördlichen Eingriffen in den Wirtschaftsablauf durch. Dass die Zahl der Arbeitslosen von 603 000 im Jahresdurchschnitt 1948 zunächst auf 1,26 Millionen 1949 und sogar zwei Millionen im Februar 1950 stieg, schien zwar denen Recht zu geben, die dem ersten Wirtschaftsminister der Bundesrepublik vorwarfen, er treibe den westlichen Teil Deutschlands in eine wirtschaftliche und politische Katastrophe. Doch schon 1950 wurde der Höhepunkt der Beschäftigungskrise überschritten. Es folgten lange Jahre der Voll- und Überbeschäftigung. Trotz des starken Zustroms von Flüchtlingen kam es sogar zu einem starken Mangel an Arbeitskräften. Dies zwang in den sechziger Jahren zur Anwerbung von immer mehr ausländischen Arbeitskräften - damals Gastarbeiter genannt. Gleichzeitig besserte sich die Versorgung rasch und die Einkommen breiter Schichten der Bevölkerung stiegen in einem Tempo wie nie zuvor. Erst Mitte der siebziger Jahre endeten die Jahre der Voll- und Überbeschäftigung in Deutschland. Ab 1985 folgte dann eine lange Periode hoher Arbeitslosigkeit. Der Erfolg der Liberalisierung führte erstmals in der deutschen Geschichte zu einem Massenwohlstand. Die trug Erhard den Namen "Vater des Wirtschaftswunders" ein und ließ ihn im In- und Ausland bald zu einer populären Figur werden. Mit seiner marktwirtschaftlichen Politik trug er nicht nur zum raschen Wiederaufbau der Bundesrepublik sondern auch zu den großen Wahlerfolgen der CDU bei. Bei seiner Politik der sozialen Marktwirtschaft stützte sich Erhard stark auf die schon während der Nazi-Zeit vor allem an der Freiburger Universität insgeheim entwickelten Gedanken des Ordoliberalismus. Ziel der Politik ist es, einerseits die Kräfte einer freien Marktwirtschaft zur Entfaltung zu bringen und für die Schaffung von Wohlstand zu nutzen, sie andererseits aber in einer vom Staat vorgegebenen und geregelten Wirtschaftsordnung zu bändigen. Erhard war überzeugt, dass eine freie Wirtschaft zwar besser als jede andere die ökonomischen Bedürfnisse der Menschen befriedigen kann. Er wusste aber auch, dass der Staat gleichzeitig dafür sorgen muss, dass die Spielregeln des Wettbewerbs eingehalten werde, damit es nicht zu unerwünschten Machtzusammenballungen kommt. Aufgabe der Politik ist es, für ausreichenden Wettbewerb zu sorgen. Monopole, sowie Oligopole und Kartelle dagegen muss er mit den Mitteln der Wettbewerbspolitik verhindern oder da, wo sie unvermeidlich sind, regulieren. Überdies hat nach Erhards Überzeugung der Staat dafür zu sorgen, dass auch die wirtschaftlich und sozial Schwachen von der allgemeinen Wohlstandsentwicklung profitieren, die durch die Entfesselung der Marktkräfte ausgelöst wird. Soziale Marktwirtschaft hieß deshalb das Ziel, für das er während seines gesamten politischen Lebens kämpfte. (Siehe auch Zeittafel). Ludwig Erhards 100. Geburtstag wurde im Rahmen eines Festaktes in Bonn, verschiedener Symposien, durch Festschriften und eine Faksimile-Ausgaben seiner Denkschrift aus dem Jahr 1943/44 "Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung" im Jahr 1997 gefeiert. |
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