Einstellung
1. Vorgang, aufgrund dessen das vertragliche Arbeitsverhältnis begründet wird. Vor und bei der Einstellung (Verschulden vor Vertragsschluß) haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Pflicht, sich gegenseitig über Anforderungen der Arbeit, bevorstehende wesentliche Änderungen usw. bzw. über arbeitsbezogene Tatsachen wie Gesundheitszustand, berufliche Fähigkeiten, Schwangerschaft, Vorstrafen, Wehrdienst usw. zu informieren. Dabei gilt jedoch, daß an solchen Fragen ein berechtigtes Interesse des Arbeitgebers bestehen muß. Teilweise richtet sich dies nach dem Einzelfall. Unzulässig sind grundsätzlich z.B. Fragen nach Gewerkschaftszugehörigkeit und baldiger Heirat vor Vertragsabschluß. Nicht begründete Fragen sind unzulässig. Bei wahrheitswidriger Beantwortung kann der Arbeitgeber das ArbeitsVerhältnis anfechten, wenn die gestellte Frage zulässig war, der Arbeitnehmer sie bewußt falsch beantwortet hat und erkennen konnte, daß die Tatsache für die Einstellung entscheidend war. Die verschwiegene Tatsache muß für die Einstellung ursächlich gewesen sein. Für Eignungstests wie auch für Personalfragebogen gelten die gleichen Grenzen wie für das Einstellungsgespräch. 2. Die erlernte Bereitschaft, auf ein Objekt (Produkt, Person) oder eine Gruppe von Objekten in einer gleichförmig positiv oder negativ wertenden Weise zu reagieren.
(Attitüde): Die erworbene, d.h. entweder durch eigene Erfahrung oder durch Übernahme erworbene Prädisposition, in bezug auf bestimmte Objekte, Personen oder Situationen ohne weitere Reflektionen zu reagieren und zu handeln. In der Sozialpsychologie und Soziologie bezeichnet Einstellung nach der Formulierung von David Krech und Richard S. Crutchfield eine “dauerhafte Organisation von motivationalen, emotionalen, perzeptiven und kognitiven Prozessen in bezug auf bestimmte Aspekte der individuellen Welt”. Etwas enger definiert Gordon W. Allport: “ein aus Erfahrung entstandener psychophysischer Zustand der Bereitschaft, der einen steuernden oder dynamischen Einfluss auf die individuellen Reaktionen gegenüber allen Objekten und Situationen ausübt, mit denen er in Zusammenhang steht”. Und in ähnlichem Sinne bezeichnet Theodore Newcomb als Einstellung eines Individuums gegenüber einem Objekt “seine Prädisposition, hinsichtlich dieses Objekts zu handeln, wahrzunehmen, zu denken und zu fühlen”.
Es handelt sich dabei um relativ beständige kognitive Bewertungen, Emotionen und Handlungstendenzen. Einstellungen sind nicht direkt beobachtbare Zustände, sondern Haltungen, die vor allem aus verbalem Verhalten (Meinungen) erschlossen werden können. Sie sind hypothetische - Konstrukte zur abstrakten Beschreibung der Grundlagen von Verhalten, nicht das Verhalten selbst und auch nicht seine Ursachen, sondern lediglich seine vermittelnden Bedingungen.
Unzweifelhaft ist, dass Einstellungen die Wahrnehmung, die Erkenntnis, das Informationsverhalten, Lern- und Gedächtnisprozesse und das Verhalten beeinflussen. Unzweifelhaft ist aber auch, dass Wahrnehmungen, Erkenntnisse Informationen und das eigene Verhalten selbst wiederum die Einstellungen beeinflussen können. Gegenstand der Einstellungsforschung ist das Ausmass und die Richtung dieser Wechselwirkungen.
Obereinstimmung besteht in der Literatur, dass Einstellungen im wesentlichen drei Komponenten haben:
1. eine affektive Komponente: die gefühlsmäßige Haltung gegenüber dem Einstellungsobjekt,
2. eine kognitive Komponente: der Wissens- und Informationsstand über das Einstellungsobjekt.
3. eine konative Komponente: die durch das Einstellungsobjekt ausgelöste Verhaltens- und Aktionsbereitschaft.
Hingegen läßt die Drei-Komponenten-Theorie die Organisation der Teilkomponenten weitgehend offen. Die am meisten verbreiteten Theorien werden nach einer Darstellung von Richard P. Bagozzi und R. E. Burnkrant durch die Abbildungen oben auf dieser Seite verdeutlicht.
Die Abgrenzung der Einstellung von Motiven ergibt sich aus der zusätzlichen Komponente der Objektbeurteilung, die Einstellungen kennzeichnet. Mit Werner Kroeber-Riel läßt sich diese Beziehung formelhaft als Einstellung = Motivation + Objektbeurteilung darstellen. Umstritten ist, wie stark die durch Einstellungsmessung ermittelbaren Einstellungen zu Verhaltensprognosen verwendbar sind, wieweit sie z.B. über ihre Lenkungs- und Auswahlfunktion hinaus das Verhalten unmittelbar bestimmen.
Allgemein wird jedoch angenommen, dass mit wachsender positiver Einstellung gegenüber einem Produkt, der es herstellenden oder vertreibenden Firma und der für dieses Produkt gemachten Werbung die Wahrscheinlichkeit von Produktkäufen wächst. Ebenfalls allgemein angenommen wird, dass bei einer negativen Einstellung gegenüber Produkt und Firma jede noch so überzeugende Werbung Reaktanz erzeugt. Über diese Binsenweisheiten hinaus gibt es jedoch nur wenige gesicherte Erkenntnisse über die genauen Wechselwirkungen zwischen Einstellungen und - Konsumentenverhalten.
Als gesichert darf immerhin wohl gelten, dass zwischen Einstellungen und Verhalten kein eindeutig kausaler Zusammenhang besteht. “Die entscheidende Frage der Einstellungsforschung ist nicht, ob die Einstellung eines Individuums dazu benutzt werden kann, das geäußerte Verhalten vorherzusagen, sondern unter welchen Umständen eine stärkere oder schwächere Beziehung zwischen Einstellung und Verhalten zu erwarten ist.” (Werner Kroeber-Riel) Da Einstellungen zwar eine gewisse Konstanz haben, aber aufgrund von Erfahrungen und Informationen erlernt worden sind, können durch anderslautende Erfahrungen und Informationen auch Einstellungsänderungen bewirkt werden.
Ein enger Zusammenhang besteht zwischen Einstellung und - Image, das als die Summe der Einstellungen, Gefühle, Kenntnisse, Vorstellungen und Erfahrungen gegenüber einem Einstellungsobjekt, als “das subjektiv gefärbte Bild eines Einstellungsgegenstandes” (Franz Böcker/Lutz Thomas) verstanden wird.
Formalisierte Modelle sind das Fishbein-Modell (kognitives Strukturmodell) und das Trommsdorf-Modell.
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