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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Einstellung

1. Vorgang, aufgrund dessen das vertragliche Arbeitsverhältnis begründet wird. Vor und bei der Einstellung (Verschulden vor Vertragsschluß) haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Pflicht, sich gegenseitig über Anforderungen der Arbeit, bevorstehende wesentliche Änderungen usw. bzw. über arbeitsbezogene Tatsachen wie Gesundheitszustand, berufliche Fähigkeiten, Schwangerschaft, Vorstrafen, Wehrdienst usw. zu informieren. Dabei gilt jedoch, daß an solchen Fragen ein berechtigtes Interesse des Arbeitgebers bestehen muß. Teilweise richtet sich dies nach dem Einzelfall. Unzulässig sind grundsätzlich z.B. Fragen nach Gewerkschaftszugehörigkeit und baldiger Heirat vor Vertragsabschluß. Nicht begründete Fragen sind unzulässig. Bei wahrheitswidriger Beantwortung kann der Arbeitgeber das ArbeitsVerhältnis anfechten, wenn die gestellte Frage zulässig war, der Arbeitnehmer sie bewußt falsch beantwortet hat und erkennen konnte, daß die Tatsache für die Einstellung entscheidend war. Die verschwiegene Tatsache muß für die Einstellung ursächlich gewesen sein. Für Eignungstests wie auch für Personalfragebogen gelten die gleichen Grenzen wie für das Einstellungsgespräch. 2. Die erlernte Bereitschaft, auf ein Objekt (Produkt, Person) oder eine Gruppe von Objekten in einer gleichförmig positiv oder negativ wertenden Weise zu reagieren. (Attitüde): Die erworbene, d.h. ent­weder durch eigene Erfahrung oder durch Über­nahme erworbene Prädisposition, in bezug auf bestimmte Objekte, Personen oder Situationen ohne weitere Reflektionen zu reagieren und zu handeln. In der Sozialpsychologie und Soziologie bezeichnet Einstellung nach der Formulierung von David Krech und Richard S. Crutchfield eine “dauerhafte Organisation von motivationalen, emotionalen, perzeptiven und kognitiven Prozes­sen in bezug auf bestimmte Aspekte der individu­ellen Welt”. Etwas enger definiert Gordon W. All­port: “ein aus Erfahrung entstandener psycho­physischer Zustand der Bereitschaft, der einen steuernden oder dynamischen Einfluss auf die in­dividuellen Reaktionen gegenüber allen Objekten und Situationen ausübt, mit denen er in Zusam­menhang steht”. Und in ähnlichem Sinne be­zeichnet Theodore Newcomb als Einstellung ei­nes Individuums gegenüber einem Objekt “seine Prädisposition, hinsichtlich dieses Objekts zu handeln, wahrzunehmen, zu denken und zu fühlen”. Einstellung
Es handelt sich dabei um relativ beständige ko­gnitive Bewertungen, Emotionen und Handlungs­tendenzen. Einstellungen sind nicht direkt beobachtbare Zu­stände, sondern Haltungen, die vor allem aus verbalem Verhalten (Meinungen) erschlossen werden können. Sie sind hypothetische - Kon­strukte zur abstrakten Beschreibung der Grund­lagen von Verhalten, nicht das Verhalten selbst und auch nicht seine Ursachen, sondern lediglich seine vermittelnden Bedingungen. Unzweifelhaft ist, dass Einstellungen die Wahr­nehmung, die Erkenntnis, das Informationsver­halten, Lern- und Gedächtnisprozesse und das Verhalten beeinflussen. Unzweifelhaft ist aber auch, dass Wahrnehmungen, Erkenntnisse Infor­mationen und das eigene Verhalten selbst wie­derum die Einstellungen beeinflussen können. Gegenstand der Einstellungsforschung ist das Ausmass und die Richtung dieser Wechselwirkun­gen. Obereinstimmung besteht in der Literatur, dass Einstellungen im wesentlichen drei Komponen­ten haben: 1. eine affektive Komponente: die gefühlsmäßige Haltung gegenüber dem Einstellungsobjekt, 2. eine kognitive Komponente: der Wissens- und Informationsstand über das Einstellungsobjekt. 3. eine konative Komponente: die durch das Ein­stellungsobjekt ausgelöste Verhaltens- und Akti­onsbereitschaft. Hingegen läßt die Drei-Komponenten-Theorie die Organisation der Teilkomponenten weitge­hend offen. Die am meisten verbreiteten Theori­en werden nach einer Darstellung von Richard P. Bagozzi und R. E. Burnkrant durch die Abbildun­gen oben auf dieser Seite verdeutlicht. Die Abgrenzung der Einstellung von Motiven ergibt sich aus der zusätzlichen Komponente der Objektbeurteilung, die Einstellungen kennzeich­net. Mit Werner Kroeber-Riel läßt sich diese Be­ziehung formelhaft als Einstellung = Motivation + Objektbeurteilung darstellen. Umstritten ist, wie stark die durch Einstellungsmessung ermittelbaren Einstel­lungen zu Verhaltensprognosen verwendbar sind, wieweit sie z.B. über ihre Lenkungs- und Auswahlfunktion hinaus das Verhalten unmittel­bar bestimmen. Allgemein wird jedoch angenommen, dass mit wachsender positiver Einstellung gegenüber ei­nem Produkt, der es herstellenden oder vertrei­benden Firma und der für dieses Produkt ge­machten Werbung die Wahrscheinlichkeit von Produktkäufen wächst. Ebenfalls allgemein an­genommen wird, dass bei einer negativen Einstel­lung gegenüber Produkt und Firma jede noch so überzeugende Werbung Reaktanz erzeugt. Über diese Binsenweisheiten hinaus gibt es je­doch nur wenige gesicherte Erkenntnisse über die genauen Wechselwirkungen zwischen Ein­stellungen und - Konsumentenverhalten. Als gesichert darf immerhin wohl gelten, dass zwi­schen Einstellungen und Verhalten kein eindeu­tig kausaler Zusammenhang besteht. “Die ent­scheidende Frage der Einstellungsforschung ist nicht, ob die Einstellung eines Individuums dazu benutzt werden kann, das geäußerte Verhalten vorherzusagen, sondern unter welchen Um­ständen eine stärkere oder schwächere Bezie­hung zwischen Einstellung und Verhalten zu er­warten ist.” (Werner Kroeber-Riel) Da Einstellungen zwar eine gewisse Konstanz haben, aber aufgrund von Erfahrungen und Infor­mationen erlernt worden sind, können durch an­derslautende Erfahrungen und Informationen auch Einstellungsänderungen bewirkt wer­den. Ein enger Zusammenhang besteht zwischen Ein­stellung und - Image, das als die Summe der Einstellungen, Gefühle, Kenntnisse, Vorstellun­gen und Erfahrungen gegenüber einem Einstel­lungsobjekt, als “das subjektiv gefärbte Bild eines Einstellungsgegenstandes” (Franz Böcker/Lutz Thomas) verstanden wird. Formalisierte Modelle sind das Fishbein­-Modell (kognitives Strukturmodell) und das Trommsdorf-Modell.



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