Wholesalebanking-Strategie, international
Ansatzpunkt ist die Grenzen überschreitende Expansion der Geschäftstätigkeit auch der mittelständischen Firmenkünden deutscher Banken im Zuge der Vollendung des EU-Binncnmarktes. Zur finanziellen Betreuung dieser Aktivitäten im Ausland wird die Präsenz der Finanzdienstleister, spez. Banken, an wichtigen Finanzplätzen, in bedeutsamen Wirtschaftszentren oder in Hauptorten wirtschaftlich aktiver Regionen erforderlich. Dabei haben die Banken im Geschäft mit Tochtergesellschaften, Betriebsstätten, Verkaufsniederlassungen, Filialen u.dgl. ihrer heimischen Unternehmenskundschaft im Ausland Füh-lungs- und Informationsvorteile aus der inländischen Kundenbeziehung im Wettbewerb mit ausländischen Konkurrenten. Für die Strategie, Auslandsaktivitäten der Kundschaft durch eigene Auslandsstützpunkte zu folgen (»Banks Follow Industry«), spricht auch: Ohne die Betreuung der Tätigkeit der heimischen Firmenkunden im Ausland bestände die Gefahr, dass über Geschäftsbeziehungen ausländischer Bankkonkurrenten zu den Aussenstellen der eigenen Firmenkundschaft auch die Kundenbeziehung zum Stammhaus im Inland beeinträchtigt oder insg. gefährdet werden könnte. Ledigl. defensive Kundenbegleitung ins Ausland ist dabei zur ertragsmässigen Sicherung eines ausländischen Stützpunktsystems kaum ausreichend. Sie wird um offensive Wettbewerbsstrategien im Ausland ergänzt, d.h. um Marketinganstrengungen in Richtung auf potenzielle Kunden im Ausland, gestützt z. B. auf relative Leistungs-, Kosten- und Präferenzvorsprünge. Weiterer Anstoss zur Intensivierung des europaweiten Wholesalegeschäfts auf Basis punktueller Präsenz ergibt sich aus der im Rahmen der europäischen Finanzmarktintegration erreichten Dienstleistungsfreiheit. Durch sie ergeben sich Marktchancen in Leistungssegmenten, in denen Finanzdienstleistungsanbieter infolge hoher Expertise sowie günstiger heimischer Rahmenbedingungen auch auf ausländischen Märkten Erfolg versprechende Wettbewerbsstärke aufweisen. Dieses Geschäft
- es umfasst Zins-, Handels- und Provisionsgeschäftsarten
- kann einerseits direkt von der heimischen Basis ausbetrieben werden, von einzelnen oder wenigen Stützpunkten in für das jeweilige Geschäft bedeutsamen Regionen und durch Geschäftsstellen an den zentralen Finanzplätzen. Für diese Zwecke ist punktuelle Präsenz im Ausland ausreichend, wäre ein dichtes institutionelles Netzunwirtschaftlich. Hier ist Wholesalestrategie auf Basispunktueller Auslandspräsenz in Verbindung mit entspr. Leistungspolitik die geeignete institutionelle Lösung. Siekann ergänzt werden durch Grenzen überschreitende Kooperationen mit Anbietern ähnlicher strategischer Ausrichtung (Kooperationsstrategie). Wettbewerblich bedeutsam für die Banken hins. des möglichen Nachfragepotenzials im Firmenkundengeschäft des internationalen Markts ist, dass die Finanzierung grosser internationaler Unternehmen in hohem Masse Innen- und Konzernfinanzierung ist sowie, wenn über den Markt durchgeführt,verbriefte Finanzierung (Securitization). Das laufende Management des Finanzierungs- und Vermögensportefeuilles wird bei diesen Unternehmen vielfach von unterneh-mensangehörigen Finanzmanagern geleistet. Somit hatdie wettbewerbsintensive Händlerfunktion der Bankenbei Emission und Sekundärhandel von Finanztiteln im Leistungsangebot für Grossunternehmen deutliches Gewicht. Dies verlangt Präsenz an allen bedeutenden Finanzplätzen, Bereitstellung hochqualifizierten Personals im Investmentbanking, Sicherung der Händler- und Vermittlerposition durch hohe Expertise in Anlage- und Finanzberatung für sehr vielfältige Spezialaufgaben. Als Wettbewerber in solchen Marktsegmenten kommen zum einen Universalbanken in Frage, die die Investitionen in hochspezialisierte Manpower und entspr. EDV-Software leisten können. Zum anderen bilden sich hier sowie auf anderen begrenzten Marktsegmenten Marktnischen für kleinere Banken und auch Nonbanks heraus.
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|