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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Akkordlohn

Eine von vier Lohnformen, bei der im Gegensatz zum Zeitlohn regelmäßig ein unmittelbarer Bezug zwischen erbrachter Mengenleistung und Entgelthöhe hergestellt wird. Idealtypisch wird der Lohn proportional zur gefertigten Zahl der Produktionseinheiten be­zahlt. Das System der proportionalen Bezahlung wurde allerdings inzwischen durch Tarifverträge so modifiziert, dass bestimmte Mindestverdienste (leistungsunabhängig) sichergestellt sind. Der Akkordlohn setzt sich somit aus dem tarifli­chen Mindestlohn, der die Bewertung des Ar­beitsplatzes und die Arbeitsmarktlage widerspie­gelt, und dem Akkordzuschlag zusammen. Er re­präsentiert den Lohn einer Arbeitskraft bei Nor­malleistung und wird als Akkordrichtsatz bezeich­net. Der Akkordlohn kann als Geld- bzw. Stückakkord oder als Zeitakkord ausgestaltet werden. Beim Geldakkord als ältester Form ergebnisbezogener Entlohnung bildet die Stückzahl die Grundlage der Entgeltberechnung. Für den Arbeitenden wird ein fester Geldwert je Produktionseinheit zu­grundegelegt, der sich aus der Division des Ak­kordrichtsatzes durch die pro Zeiteinheit bei Nor­malleistung zu erstellende Stückzahl ergibt und als Akkordsatz bezeichnet wird. Zur Berechnung des Akkordsatzes wird der Mindestlohn und der Akkordzuschlag auf Minuten umgerechnet (Minu­tenfaktor). Multipliziert man den Minutenfaktor mit der Vorgabezeit in Minuten pro Stück — sie entspricht der in Zeitstudien festgestellten Nor­malarbeitszeit — so erhält man den Akkordsatz. Der endgültige Lohn ergibt sich dann aus dem Produkt von Akkordsatz und Zahl der produzier­ten Einheiten. Geldakkord:                          Akkordlohn
Beim Zeitakkord, der heute den Geldakkord weit­gehend verdrängt hat, verzichtet man auf die Be­rechnung des Stücklohns; statt dessen wird eine (Vorgabe-)Zeit pro Leistungseinheit festgelegt, und die Division des Akkordrichtsatzes durch 60 (Minuten) ergibt den sog. Geldfaktor. Der Ver­dienst pro Zeiteinheit errechnet sich dann aus dem Produkt der erzielten Leistungseinheiten, der Vorgabezeit und dem Geldfaktor: Akkordlohn
Zeitakkord: Im finanziellen Ergebnis unterscheiden sich Geld- und Zeitakkord nicht, da sich der Ausdruck (Minuten/Stück) x (EUR/Minuten) zu (EUR/Stück) kürzen läßt. Der Zeitakkord stellt damit letztlich eine Ausdifferenzierung des Geldakkords dar. Der Vorteil dieser Ausdifferenzierung liegt darin, dass der Zeitakkord bei Tarifänderungen schnell und einfach angepaßt werden kann. Es muss le­diglich ein neuer Geldfaktor vereinbart werden, während beim Geldakkord neue Akkordsätze be­stimmt werden müssen. Akkordlöhne können für den einzelnen Arbeiter (Einzelakkord) oder für eine ganze Arbeitsgruppe (vor allem dort, wo Gruppenarbeit mit wechseln­der Arbeitsverteilung vorliegt und Leistungsunter­schiede nicht ermittelbar sind) vereinbart sein. Für den Betrieb bietet der Akkordlohn eine siche­re Kalkulationsgrundlage, da die direkten Ferti­gungskosten pro Stück gleich bleiben, sofern die Arbeiter die Normalleistung erreichen. Durch Aktivierung ungenutzter Leistungsreser­ven bringt die Einführung des Akkordlohns in der Regel zunächst erhebliche Leistungssteigerun­gen. Nach einiger Zeit jedoch wirkt er infolge Ver­drängung aller übrigen — Leistungsmotive und durch das Bemühen der Belegschaft um günsti­ge Leistungsmaßstäbe, Sicherung vermeintlicher Akkordvorteile und Abwälzung des Minderlei­stungsrisikos auf das Unternehmen in entgegen­gesetzter Richtung und wird so im Extremfall zur bewußt und solidarisch betätigten Leistungs­bremse. Das Verdienstinteresse tritt bei der Ar­beit in den Vordergrund des Bewußtseins. Der Sinn der Arbeit wird ebenso wie die Verantwor­tungsbereitschaft gegenüber dem Unternehmen auf die Grenzen des unmittelbaren Verdienstin­teresses zurückgeführt und nur noch materiali­stisch gesehen. Außerdem bedingt der Akkord bald erhebliche Gemeinkostensteigerungen an anderen Stellen (z.B. Qualitätsminderung, erhöhter Kontrollaufwand, Betriebsmittelver­schleiss und Schlichtungsaufwand), die seinen Vorteil weitgehend zunichte machen. Schließlich vergiftet der ständige Streit um den richtigen Lei­stungsmaßstab, manipulierte Leistungsmessun­gen und um legale und illegale Akkordvorteile die Atmosphäre. Grundsätzlich wird durch Akkordentlohnung ein Wettbewerbsklima geschaffen, das Feindselig­keit und Neid zwischen den Beschäftigten provo­zieren kann. Die unvermeidliche Hierarchisierung in gut, mittel und gering Leistende behindert die zwischenmenschlichen Kontakte und entmutigt die geringer Leistenden; die Befriedigung wichtiger menschlicher Bedürfnisse auch am Arbeits­platz ist damit nicht mehr gewährleistet. Zum Thema Akkordlohn schreibt Heinrich Fromm: “Da, wo den Vorgesetzten kein anderer Ausweg zur Leistungsmotivierung mehr einfällt als ein rücksichtsloser Leistungslohn oder ähnli­che materielle Leistungsanreize, kann man im Grunde nur von einer Bankrotterklärung der Führungskunst sprechen. Im Gegensatz zu die­ser Auffassung steht fest, dass die Mehrzahl der Menschen ein erhebliches Quantum an ur­sprünglichem guten Willen und guten Leistungs­motiven besitzt, das gepflegt und ausgebaut und nicht nur verbraucht werden sollte. Dazu ist es notwendig, dass der gute Wille seine Bewährung und Bestätigung erfährt. Freude an der Arbeit und Zufriedenheit im Betrieb sind wichtige Lei­stungsvoraussetzungen. Traurigstes Ergebnis ei­ner in dieser Hinsicht versagenden Führung ist ein nicht zum Zuge gekommener guter Wille der Mitarbeiter. Das führt zu Verbitterung und Resi­gnation und bedeutet Zerstörung aller Leistungs­motive bis auf das ärmste, das Verdienstinteres­se. Vielerorts kennzeichnet eine solche Situation langjährige schlechte Führung.” vgl. Zeitlohn, Prämienlohn, Pensumlohn



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