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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Agrarentwicklung

In der sozialistischen Wirtschaftslehre: Von der grünen Revolution zur Krise der industriellen Agrarproduktion. Gezielte Pflanzenzüchtungen, die Technisierung und Chemisierung der Agrarproduktion („Grüne Revolution“) vor allem in der Großproduktion in den Entwicklungsländern, führte zu Monokulturen, Verarmung der Böden und der Produktionsvielfalt, zur Verdrängung von kleinen Landwirtschaften und Reduzierung der Beschäftigten in der Agrarproduktion. Der Anteil der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen lag Anfang der 90er Jahre in den Entwicklungsländern bei 58%, in den Industrieländern bei 10% und weltweit bei 48%. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte arbeitet damit weniger als die Hälfte der Erwerbspersonen in der Landwirtschaft. In der Bundesrepublik Deutschland weist kein anderer Wirtschaftszweig solch einen starken Rückgang an Arbeitskräften auf. Im Jahre 1950 waren 5,35 Mio. Erwerbspersonen auf dem Lande tätig, diese Zahl sinkt kontinuierlich. Dahinter verbirgt sich eine radikale Veränderung von Arbeits- und Lebensbedingungen. Die Agrarentwicklung wurde sehr früh in die internationale Arbeitsteilung eingebunden und ist nicht zu trennen von der internationalen Industrialisierung. Die Industrialisierung Englands erfolgte z.B. auf Kosten der Landwirtschaft. Die Landwirtschaftsflächen wurden für die Industrie gebraucht. außerdem waren billige und „freie“ Arbeitskräfte für die Industrie notwendig. die in ausreichender Zahl nur in der Landwirtschaft existierten. Die Landwirtschaft wurde immer weiter an die Ränder der Industriezentren (Zentren der Produktion, der Produzenten und des Kapitals) verlagert. Weltweit bildete sich der Gegensatz von Industrieländern „im Norden“ und Agrarländern „im Süden“ heraus (Nord-Süd-Konflikt). 1st erst mal die Einbindung in den Gegensatz von Industrie- und Agrarländern auf dem Weltmarkt etabliert, reproduziert er sich ständig von selbst. Eine weitere Entwicklung in der Agrarproduktion ist die Industrialisierung der Landwirtschaft selbst, die eine rasante Steigerung der Produktivität zur Folge hatte. Dies geschah durch den steigenden Maschineneinsatz, die Verwendung von chemischen Kunstprodukten (Kunstdünger, Pestizide, Herbizide und neuerdings gentechnologisch manipuliertes Saatgut) und moderne Formen der Anbindung an Weltmärkte durch Transport- und Kommunikationssysteme. Gleichzeitig entwickelte sich die stärkere Verbindung (Monopolisierung) der Agrarproduktion mit der Verarbeitungsindustrie und den Handelsmonopolen. Mit der höheren Produktivität der Landwirtschaft war nun die Voraussetzung für die Beseitigung des Hungers geschaffen. Dies ist in Europa auch fast vollständig gelungen. Durch die Streichung der staatlichen Sozialleistungen bei gleichzeitiger Preiserhöhung von Lebensmitteln, wird der Hunger und die Armut jedoch wieder „Normalität“ im Kapitalismus. Die andere Seite der hohen Produktivität der Agrarindustrie sind die Schäden durch die profitorientierte Agrarwirtschaft. Die Landverteilung wird wegen der Vorteile von agrarischen Großbetrieben konzentriert, Kleinbauern werden enteignet und die Landflucht wird gefördert. Es wird immer deutlicher, dass eine bloß technokratische Modernisierungspolitik, die weder Besitz-. Geschlechter- noch Kulturverhältnis beachtet, immer auf Kosten der Ärmsten geht. Nachhaltige ökologische Schäden sind schon heute spürbar. Verarmung der Böden infolge von Monokulturen, Verminderung der Sortenvielfalt, Rückgang landwirtschaftlich nutzbarer Flächen, Zerstörung der Wälder, Versteppung vieler Weltregionen. Schadstoffeinträge in die Gewässer. Schließlich ist die internationale Preisgestaltung für Agrarprodukte mehr oder minder von strategischen Interessen und der Politik einzelner Staaten. Staatengruppen und von Monopolinteressen abhängig. Solange es keine Veränderung in der Verfügungsgewalt über Boden und Wasser gibt und solange das Diktat der Monopole herrscht, solange besteht keine Aussicht, dass die Agrarstrukturen der gesamten Erdbevölkerung nutzen. Abschöpfung, >Agrarindustrie, >Agrarmonopolisierung. >Agrarpolitik. >Agrarstaat, •Agrarüberschüsse, >Agrarbusiness, >Armut, >BauerBäuerin, >Befreiungsbewegung. >Boden, Bodenmonopol, >Drogenwirtschaft. >Entwicklungsländer, >I.andflucht, >Subsistenzwirtschaft, -TransFair-Handel, >Weltwirtschaft



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