Zinsstruktur(kurve) am Rentenmarkt
Zeigt den Zusammenhang zwischen Zinssätzen und Laufzeiten von Nullkuponanleihen ohne Kreditausfallrisiko. Die Bundesbank veröffentlicht entspr. Schätzwerte, die auf Basis beobachteter Umlaufrenditen von Kuponanleihen ermittelt werden. I.Gegens.z. der bei der Renditenberechnung implizierten Annahme, dass sich sämtliche Zahlungsströme einer Kuponanleihe mit derselben Rate -der Rendite - verzinsen, wird bei ihrer Zinsstrukturschätzung für jeden Zahlungsstrom einer Kuponanleihe Verzinsung zu dem Zinssatz unterstellt, der je nach Zahlungstermin jeweiligen Marktverhältnissen entspr. Die einzelnen Zahlungsströme einer Kuponanleihe werden dabei als Rückzahlungen von Nullkuponanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Zinssätzen aufgefasst. Preise und Zinssätze dieser hypothetischen Nullkuponanleihen sind jedoch nicht bekannt, da sie nur als Bündel in Form der Kuponanleihe gehandelt werden. Im Preis der Kuponanleihe, der als Gesamtpreis der zugehörigen Nullkuponanleihen interpretiert wird, schlagen sich die Zinsvorstellungen der Marktteilnehmer nieder, die in der gesuchten Zinsstrukturkurve abgebildet werden sollen. Würden die einzelnen Zahlungsströme einer Kuponanleihe mit zugehörigen Zinssätzen dieser (unbekannten) Zinsstrukturkurve diskontiert, müssten sich als Summe der Barwerte im Prinzip wieder der Marktkurs der Kuponanleihe und damit auch deren Marktrendite ergeben. Wegen dieses Zusammenhangs berechnet die Bundesbank die Zinsstrukturkurve mittels eines nichtlinearen Optimierungsverfahrens. Dabei werden die einzelnen Zahlungsströme der Kuponanleihen zunächst mit den Zinssätzen einer versuchsw. vorgegebenen Zinsstruktur diskontiert und die aus der Summe der Barwerte abgeleiteten fiktiven Renditen der Kuponanleihen mit deren am Markt beobachteten Umlaufsrenditen verglichen. Die vorgegebene Zinsstruktur wird so lange variiert, bis die Abweichung zwischen fiktiven Renditen und Marktrenditen der in die Schätzung einbezogenen Kuponanleihen minimiert sind. Die so ermittelte Zinsstruktur stimmt dann nähe-rungsw. mit der für die Marktkurse der Kuponanleihen massgeblichen Zinsstrukturen am Rentenmarkt überein. In die Schätzung der Zinsstruktur werden die börsennotierten Bundesanleihen, -Obligationen und -schatzan-weisungen einbezogen, da diese Titel weitgehend homogen sind, und ausreichende Besetzungsdichte über das relevante Laufzeitenspektrum bis 10 Jahre gegeben ist. Um Verzerrungen zu vermeiden, werden Wertpapiere mit Restlaufzeiten unter 3 Monaten nicht einbezogen. Für die Schätzung wird eine Annahme über den funktionalen Zusammenhang zwischen Zinssätzen und Restlaufzeiten getroffen. Bei dem von der Bundesbank verwendeten Schätzansatz wird der Zinssatz als Summe aus einer Konstanten und verschiedenen Exponentialtermen als Funktion von 6 Parametern definiert. Diesen parametrischen Ansatz hält die Bundesbank für ausreichend flexibel, um am Markt beobachtete Datenkonstellationen wiederzugeben.
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|