Selbsthilfe
In der sozialistischen Wirtschaftslehre:
Die Forderung nach mehr Selbsthilfe und Selbstverantwortung ist ein wesentlicher Teil der Deregulierung und des sozialen Abbaus.
Selbsthilfe kann auch positiv sein. wenn es Teil des Widerstandes gegen soziale und politische Unterdrückung ist.
In der Wirtschaftssoziologie: [1] allgemein eine auf betroffenheitsorientierten Kleingruppen aufbauende Strategie zur Bearbeitung und Bewältigung von Notlagen. Selbsthilfe basiert auf dem Anspruch von Bürgern, ihre Probleme autonom (d.h. unabhängig von staatlichen Instanzen und Grossorganisationen) regeln zu können. Sie entlastet gleichzeitig den Staat von sozialen Transferleistungen.
[2] In der Frauenforschung das gegenseitige Helfen innerhalb von Frauengruppen. Bekanntestes Beispiel sind die Häuser für misshandelte Frauen. Über den Aspekt des Unterstützens hinaus drückt sich hier die weibliche Autonomie aus. Offensiv gegen den Patriarchalismus eingesetzt wird Selbsthilfe zur einer der politischen Strategien des Feminismus.
[3] In der Theorie und Praxis von Randgruppen bezeichnet Selbsthilfe die Tätigkeiten der von einer defizitären Soziallage Betroffenen, ihre Lage zu verbessern. S., wenn sie denn ausreichende Ressourcen aufzutun vermag, verspricht mehr Effizienz und mehr Humanität als eine von \'aussen\' organisierte Hilfe.
[4] In der Sozialpolitik bezeichnet Selbsthilfe eine der Strategien im Rahmen des Subsidia-ritätsprinzips und im Rahmen von sozialen Bewegungen.
[5] In der Wirschaftswissenschaft bezeichnet Selbsthilfe eine Versorgung mit knappen Gütern und Diensten, die innerhalb von Solidargemeinschaften stattfindet und bei der Berechnung des Bruttosozialprodukts nicht miterfasst wird.
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