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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Lebenslauf

In der Wirtschaftssoziologie: auch: Lebensablauf oder Lebensverlauf, life course, früher manchmal auch Lebenszyklus, life cycle, [1] allgemein im Unterschied zu Biographie die („objektive“) Abfolge der auch mit quantitativen Erhebungsverfahren ermittelbaren Ereignisse und herausragenden Veränderungen im Leben einzelner (wobei methodologisch und methodisch das Verhältnis zur Biographie nicht abschliessend geklärt ist). [2] Zuerst (in strukturell-funktionalen Ansätzen der 1960er und 1970er Jahre) Bezeichnung für den Durchgang der einzelnen bzw. von Gruppen durch die sozial vorgegebenen Rollen, Lebensstadien, Statusniveaus, Altersgruppen usw. (also z.B. vom Kleinkind, Kindergartenkind, Schulkind, Jugendlichen über den berufstätigen Vater bis zum Rentner). In diesem Ansatz ergeben sich hauptsächlich Fragen nach der Einhaltung der richtigen Reihenfolge der Rollenerweiterungen oder -Wechsel, nach dem Lebensalter, in dem die entsprechenden Übergänge oder Wendepunkte auftreten (zu früh? zu spät? - jeweils im Sinne von Mehrheitslösungen oder von Altersnormen), nach den mit den Übergängen und Wendepunkten verbundenen Sozialisations- und Desozialisationsprozes-sen. [3] Neuere Studien haben sich von diesem Abbildungsverhältnis von sozialer Altersstruktur im Lebenslauf gelöst und fassen den Lebenslauf als Zusammenhang von Ereignissen und Entscheidungen, die jeweils aus vorangegangenen Ereignissen, Entscheidungen usw. erklärt werden können, begreifen also Lebenslauf als (prozessuale) Struktur eigener Art (so K.U. Mayer 1987). [4] Ein historisch vergleichender Ansatz (Kohorte) arbeitet die spezifischen zeitgeschichtlichen Bedingungen heraus (Wirtschaftskrise, Weltkrieg, Notzeiten usw.), unter denen einzelne bzw. Gruppen die als sozial angemessen geltenden Lebensschritte gehen konnten (Berufseinstieg bei Massenarbeitslosigkeit, Eheschliessungen in der Nachkriegszeit, Schulabschluss unter anderem Bildungsangebot usw.) und gelangt so zur Beschreibung der unterschiedlichen L.formen von nebeneinander lebenden Generationen. [5] M. Kohli (1983, 1985) gilt der Lebenslauf als wichtige soziale Institution in der modernen Gesellschaft (These von der Institutionalisierung des L.s): Der säkulare Sterblichkeitsrückgang seit dem 19. Jahrhundert, der Ausbau von Schule und Bildungssystem einerseits, die Garantie des Rentenalters andererseits haben eine relativ gleichartige Verlaufsform der L.e als um die Berufsphase im Erwachsenenalter herum organisiert erbracht. Diese relativ gleichartige Verlaufsform des Lebens helfe mit, Vergesellschaftung zu sichern, nachdem andere Sicherungen (ständische Milieus, tradierte Lebensführungsstile usw.) weithin zerfallen sind; die soziale Institution Lebenslauf vermittle Individuum und Gesellschaft. [6] In der psychologischen Biographik (H. Thomae) der Zusammenhang der sich im Leben eines einzelnen voneinander abhängig verändernden Hauptabsichten, Grundstimmungen und Tätigkeitsbereiche. [7] Die alltagssprachliche Bedeutung von Lebenslauf als curriculum vitae spielt in den Sozialwissenschaften keine Rolle.



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