Gebührenmodell, Ziele
Mit Hilfe von (neuen) Gebührenmodellen werden je nach deren Ausgestaltung teilw. differierende Ziele verfolgt, insb.: 1. Gebührenmodelle sollen zur Ertragssteigerung beitragen, z.B. durch die Veränderung der Bezugsgrössen und/oder Preiszähler bzw. durch die Gebühren- bzw. Provisionserhebung bei vorher kostenlosen Leistungen. 2. Es wird eine unmittelbare und nachhaltige Stabilisierung des kurz- und langfristigen Erfolgsbeitrags angestrebt. Dies kann z. B. durch die Auswahl von Bezugsgrössen erfolgen, die nicht nennenswerten konjunkturellen Schwankungen unterliegen bzw. einen eindeutigen stetigen Wachstumstrend aufweisen. 3. Von den Gebührenmodellen sollen Lenkungswirkungen innerhalb der Nachfrage nach (Teil-) Leistungen und Leistungsbündeln durch entspr. differenzierte Preisstellungen ausgehen. Diese Lenkungswirkungen sind leis-tungs-, aber auch mengenbezogen. 4. Es werden Kunden- Struktureffekte angestrebt, die sich auf einzelne Teilbereiche des zinsunabhängigen Geschäfts, aber auch auf den gesamten Geschäftsbereich beziehen können. Diese Kun-denstruktureffekte können sich sowohl auf die bewusste Akquisition von neuen Kunden(-segmenten) als auch auf den gezielten Abbau von Kundensegmenten beziehen. Dieser planvolle Abbau ist durch entspr. Abwehrkonditionen bzw. Prohibitivpreissetzungen gegenüber Alt- und potenziellen Neukunden denkbar. Beim Verfolgen der Ziele müssen Restriktionen beachtet werden. Zu unterscheiden ist dabei zwischen übergreifenden und spez. auf die einzelnen Zielsetzungen ausgerichteten Restriktionen. Übergreifend sind u.a. zu berücksichtigen: 1. Der Gestaltungsspielraum bei der Ableitung von Gebührenmodellen wird durch Preisstellungsusancen im Bankgewerbe wie typische Bezugsbasen und Gebührenerhebungsrhythmen eingeschränkt. 2. Die Gebührenmodelle müssen ebenso die rechnungstechnischen Möglichkeiten bei der Erfassung und Zuordnung der gebühren- bzw. provisionspflichtigen (Teil-) Leistungen bis zum einzelnen Kunden beachten. Die Möglichkeiten sind also von der Leistungsfähigkeit der Betriebs- und Leistungsstatistik sowie der Kundenkalkulation abhängig. Ferner muss bei der Auswahl von Bezugsgrössen beachtet werden, dass diese für den Kunden nachvollziehbar sind, indem das Preis-Leistungs-Verhältnis transparent wird. 3. Auch wenn ein gewisser Grad an Intransparenz durch differenzierte Preisstellungsformen, z. B. bei den Gebührenmodellen im Zahlungsverkehr, wegen der damit eingeschränkten Markttransparenz gewünscht sein kann, muss das Kundenverhalten als Restriktion beachtet werden. Soll das Gebührenmodell seinen Steuerungsfunktionen (Kunden-, Geschäftsstruktureffekte) gerecht werden, muss ein Mindestmass an Transparenz gewährleistet sein, damit z.B. mit Hilfe von Preisstaffelungen, Mindestgebühren, Bezugsgrössenwechsel auch eine entspr. Veränderung im Kundenverhalten erzielt werden kann. 4. Um die Veränderungen des Kundenverhaltens durch die Preispolitik abschätzen zu können, ist Kenntnis über die Reaktion der Kundschaft auf Preisveränderungen erforderlich. Die Ableitung von bankspezif. Preisabsatzfunktionen wird dabei durch Verbundeffekte zwischen den Bankleistungen erschwert. Spez. auf die (Haupt-) Zielkomponenten der Preisstellung im zinsunabhängigen Geschäft bezogen ergeben sich u.a. folgende Problemstellungen: 1. Bei der Zielsetzung, mit Hilfe von (neuen) Gebührenmodellen die Erträge zu steigern, ist zu berücksichtigen, dass gerade bei den Individualleistungen (z.B. Beratungsleistungen, Vermögensverwaltung) angemessene Qualität vorausgesetzt werden muss. Sofern nicht selbst induzierte Kunden-und Geschäftsstruktureffekte parallel verfolgt werden sollen, muss die preisliche Belastbarkeit beachtet werden. 2. Auswahl von relativ stabilen Bezugsgrössen mit stetigem Wachstum, die zu einer Stabilisierung des Ertragsbeitrags führen soll, kann nachträglich durch Geschäftsund Kundenstruktureffekte unterlaufen werden. 3. Veränderung von bestimmten Geschäftsstrukturen mit Hilfe von Gebührenmodellen kann durch selbst induzierte Umschichtungen sowie durch nicht beabsichtigte Kundenstruktureffekte beeinträchtigt werden.
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