Devisenkassamarkt
Devisenmarkt.
Auch: Devisenspotmarkt. Markt für den Abschluss von Devisenkassageschäften als Marktobjekten; es werden 2 auf unterschiedliche Währungseinheiten lautende Beträge in ein und demselben Zeitpunkt zum bestehenden Wechselkurs/Devisenkassakurs ausgetauscht. Wenn sich Kursnotierungen an einem Devisenmarkt also auf sofortige Zahlung beziehen, handelt es sich um Devisenkassageschäfte. Bei diesen liegt zwischen dem Geschäftsabschluss und der Lieferung der gekauften oder verkauften Devisen nur eine sehr kurze, eher technisch bedingte Zeitspanne. Wenn im Devisenhandel besondere Vereinbarungen über den Termin für die beiderseitige Erfüllung von Fremdwährungsgeschäften nicht getroffen werden, liegt stets ein Devisenkassageschäft vor. Geschäftsabschlüsse am Devisenkassamarkt zwischen den Teilnehmern (Geschäftsbanken, Zentralbanken, grosse Nichtbankunternehmen) erfolgen überwiegend elektronisch, ggf. über Telefon. Abwicklungsmöglichkeiten von Devisenhandelsgeschäften bestehen auch über von Dritten angebotene Handelsplattformen. Wichtigste Marktteilnehmer sind Geschäftsbanken. Von grosser Bedeutung sind Marketmaker: Geschäftsbanken, die ständig bereit sind, auf Anfrage jederzeit Devisenan- und -Verkaufskurse zu stellen und Geschäftsabschlüsse zu tätigen. Für die Abwicklung des Handels zwischen den Banken und den weiteren Handelsteilnehmern haben sich Usancen, d.h. nicht schriftlich fixierte Geschäftsbräuche, Normen, entwickelt, die von den Vertragspartnern bei Geschäftsabschlüssen zur Aufrechterhaltung des gegenseitigen Vertrauensverhältnisses strikt eingehalten werden. Üblich ist, dass die angesprochene Bank einen Kurs nennt, zu dem sie bereit ist, fremde gegen eigene Währung zu kaufen (Geldkurs) und einen Kurs, zu dem sie fremde verkauft (Briefkurs). Bereitschaft zum Kauf oder Verkauf von Fremdwährung zu gestellten Brief- oder Geldkursen bezieht sich unter Geschäftsbanken auf den usancemässig üblichen Betrag. Bei kleineren am Devisenhandel teilnehmenden Banken kann der Betrag u. U. reduziert werden. Geld- und Briefkurse, zu denen Devisen gehandelt werden, unterliegen in Abhängigkeit von der bestehenden Nachfrage- und Angebotskonstellation fast ständiger Veränderung, sodass die von einer Bank genannten Kurse nur für den Zeitpunkt der Quotierung Gültigkeit haben. Ein einmal von einem Händler genannter Kurs ist verbindlich und kann nicht zurückgezogen werden, selbst wenn ein Irrtum vorliegt. Eine Änderung des Angebots würde als Verstoss gegen die Handelsusancen gewertet, der im Extremfall zu einem zeitw. Ausschluss dieser Bank vom Devi- senhandel führen kann. Die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs wird üblicherw. von den am Devisenhandel teilnehmenden Banken individuell bestimmt und ist häufig durch Prestigegesichtspunkte beeinflusst. Je geringer die Spanne ist, desto kulanter erscheint die Kursquotierung der stellenden Bank, da eine geringe Spanne die Ertragschancen der stellenden Bank schmälert. Andererseits erhöht eine geringe Spanne die Wahrscheinlichkeit eines Geschäftsabschlusses. Neben den individuellen Überlegungen der Kurs stellenden Bank bestimmt die Situation am Devisenmarkt ebenfalls die Höhe der Spanne zwischen Geld- und Briefkurs. In ruhigen Zeiten mit nur wenigen und kleinen Kursschwankungen sind die Spannen geringer als in hektischen Zeiten mit grossen Kursausschlägen. Auf Grund der hohen Markttransparenz unterscheidet sich i. d. R. die Kursstellung der einzelnen Banken kaum. Differenzierungen lassen sich allenfalls bei kleineren Banken erkennen, deren Kurse mitunter breiter gestellt sind. Bei der Stellung der Geld- und Briefkurse differenzieren Banken zwischen Kundengeschäften und dem Interban-kenhandel. I.A. ist bei Kundengeschäften die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs grösser als im Interbankenhan-del. Im Interbankenhandel variieren die Banken ständig ihre Kassakurse (Spotrates) je nach Marktlage und eigener Handelsabsicht. Die Spanne zwischen Kassageld- und -briefkurs hängt von verschiedenen Faktoren ab: der jeweiligen Währung, der allg. Situation an den Devisenmärkten, der Handelsbereitschaft einer Bank, ob es sich um Kunden- oder Interbankengeschäfte handelt. Banken stellen u. U. auch breitere Kursspannen, wenn ihrerseits kein Interesse an einem Geschäftsabschluss besteht (z. B. weil interne Limits ausgeschöpft sind). Amtliche Devisen-kassakurse werden seit Einführung des Euro nicht mehr notiert. Nehmen Währungsbehörden auf die Devisenkassa-märkte und die Kursbildung keinen Einfluss, können und werden die Wechselkurse von Tag zu Tag je nach Angebot und Nachfrage Schwankungen unterliegen; es liegt ein Währungssystem mit (frei) flexiblen Wechselkursen vor (Floating) vor; werden Schwankungen der Wechselkurse in bestimmten Grenzen gehalten, müssen die Währungsbehörden der Staaten bzw. im Euroraum die EZB an den Devisenmärkten intervenieren. Ggs.: Devisentermin-markt.
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