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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Arzneimittel-Ausgabenentwicklung

In der Gesundheitswirtschaft: Die Ausgaben für Arzneimittel in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stehen schon seit Jahren im Mittelpunkt gesundheitspolitischer Reformoptionen. Ihr Ausgabenanteil ist nach der stationären Versorgung inzwischen der zweithöchste vor der ambulanten Versorgung, liegt mit 17,5 Prozent jedoch im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Die Abb. 1 zeigt die Ausgabenentwicklung in der GKV zwischen den Jahren 1992 und 2006. Mit wenigen Unterbrechungen zeigt sich sowohl ein absoluter als auch anteilsmäßiger Anstieg. Abb. 1: Ausgaben und Ausgabenanteil von Arzneimitteln in der GKV Quelle: BMG Die Ausgabenentwicklung ist das Ergebnis dreier verschiedener Komponenten: der Menge, dem Preis sowie der Struktur der verordneten Arzneimittel. Die strukturelle Veränderung kann wiederum Ausgaben senkende (Anteil an Generika, Anteil an Reimporten, Packungsgrößen, Wirkstärken) und Ausgaben steigernde Faktoren beinhalten (Anteil innovativer Arzneimittel). Dennoch ist es schwierig, die Ursachen für den Ausgabenanstieg den einzelnen Faktoren konkret zuzuweisen. Inzwischen ist ein wissenschaftlicher Methodenstreit darüber entbrannt, ob der Ausgabenanstieg in erster Linie einem notwendigen Mengenzuwachs zum Abbau der Unterversorgung oder dem steigenden Anteil immer teurer werdender Innovationen zuzuschreiben ist. Nicht vergessen werden darf, dass manchmal auch die Politik selbst für Ausgabenwachstum verantwortlich ist (z. B. durch Mehrwertsteuererhöhungen oder der Ausweitung von Leistungen). Unabhängig davon ist der Arzneimittelmarkt von jeher ein Ziel für kurzfristige Einsparmaßnahmen der Gesundheitspolitik. Im Gegensatz zu anderen Ausgabenbereichen, die nur durch mittel- bis langfristige strukturelle Veränderungen effizienter werden (z. B. DRG im stationären Bereich), wirken Einsparmaßnahmen bei Arzneimitteln meist unmittelbar. Als gutes Beispiel dient der von 6 auf 16 Prozent angehobene Zwangsrabatt auf Nicht-Festbetragsarzneimittel im Jahr 2004 (vgl. Grafik). Die meisten Regulative verbleiben jedoch dauerhaft im System. Mit jeder Reform kommen neue Instrumente zur Ausgabendämpfung hinzu. Das hat inzwischen dazu geführt, dass auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen den Arzneimittelmarkt als überreguliert diagnostiziert und für eine Entrümpelung – auch zum Schutze des Pharmastandorts Deutschlands – eintritt. Es ist eine große Herausforderung für die Zukunft, den Arzneimittelmarkt so zu regulieren, dass er gleichzeitig sowohl die Versorgungsqualität und den Zugang zu innovativen Arzneimitteln ermöglicht als auch die Ausgabendynamik in einem solidarisch finanzierten Gesundheitswesen in einem erträglichen Rahmen lässt. Dieses Gleichgewicht zu finden ist auch deshalb schwierig, weil der Nachweis auch mit neuesten gesundheitsökonomischen Methoden nicht in jedem Falle erbracht werden kann, inwieweit höhere Arzneimittelausgaben weitere Kosten in anderen Bereichen (z. B. Krankenhausaufenthalte) oder volkswirtschaftlichen Schaden (z. B. Erwerbsminderung, Frühverrentung) begrenzen können.



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