Umweltethik
Ethik, hier verstanden als Lehre von den sittlichen Werten und Forderungen, beschäftigt sich als Umweltethik mit dem Verhältnis des Menschen zu seiner natürlichen Umwelt oder „Mitwelt“. Dabei lassen sich dem Prinzip nach zwei gegensätzliche Richtungen hinsichtlich der Reichweite der umweltethischen Intention unterscheiden: Zum einen wird das Wohl des Menschen und sein Interesse an der natürlichen Umwelt in den Mittelpunkt gestellt, zum anderen wird gefordert, daß die Natur um ihrer selbst willen geschützt werden soll, was eine umfassende Sorge für alles Leben verlangt. So macht etwa der anthropozentrische Ansatz der utilitaristischen Ethik den Menschen zum Maßstab des Handelns. Die daraus folgende ethische Praxis will den entscheidungsfähigen Menschen und höhere leidensfähige Tiere schützen, nicht aber die Natur schlechthin, die lediglich in ihrem Nutzen für den Menschen gesehen wird. Demgegenüber stehen Entwürfe, die in der Natur an sich einen unbedingten Wert sehen und diese nicht dem Diktat eines Nützlichkeitsdenkens unterwerfen wollen. Damit sind die Ansprüche des eigenen Lebens in jeder Entscheidungssituation verantwortlich gegen die des anderen Lebens abzuwägen, es wird Rücksicht auf alles Seiende verlangt.
Umweltethische Entwürfe können nach religiösen und philosophischen Begründungen unterschieden werden. In allen Religionen spielt das Leben eine große Rolle, die alttestamentarische Schöpfungsgeschichte als Grundlage des jüdischen und christlichen Glaubens ist ein Beispiel dafür. Die unverkennbare Rangfolge der Schöpfung, auch bei Thomas von Aquin, hat schließlich in der Tradition des biblischen Herrschaftsauftrages an den Menschen zur Verengung auf anthropozentrische Ansätze geführt.
Philosophische Entwürfe umfassen die Vorstellung von der Beseeltheit der ganzen Natur bei den Pythagoreern ebenso wie eher mechanistischen Erklärungen (Demokrit) und anthropozentrische Entwürfe, wonach alles für den Menschen und seinen Nutzen bestimmt ist (Xenophon). Descartes prägte die rationalistische Position eines Dualismus zwischen Mensch und Materie, der noch heute in die Naturwissenschaften hineinwirkt. Kant betonte die Pflichten des Menschen gegenüber der Natur, aber als Pflichten des Menschen gegen sich selbst.
Ob religiös oder philosophisch begründet sind anthropozentrische wie auch physiozentrische Positionen stets auf das Vorhandensein von Informationen über die komplexen Wirkungszusammenhänge natürlicher Systeme angewiesen, um Zwecke und Mittel und die verschiedenen Ursachengefüge überhaupt einer moralischen Bewertung unterziehen zu können.
Weiterführende Literatur:
Teutsch, G. M.: Lexikon der Umweltethik, Göttingen 1985; Strey, G.: Umweltethik und Evolution. Herkunft und Grenzen moralischen Verhaltens gegenüber der Natur, Göttingen 1989; Birnbacher, D. (Hrsg.): Ökologie und Ethik, Stuttgart 1980; Patzig, G.: Ökologische Ethik. Innerhalb der Grenzen bloßer Vernunft, Göttingen 1993.
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