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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Sozialimperialismus

In der Wirtschaftssoziologie: [1] in den 1960er und 1970er Jahren vor allem von den chinesischen Kommunisten benutzter Kampfbegriff für die ökonomische Struktur, die politische Herrschaftsform und die weltgeschichtliche Rolle der Sowjetunion. Sie habe, weil Warenproduktion noch bestehe und sich entwickle und die Arbeiter nicht die Herrschaft über Betrieb und Gesellschaft übernommen hätten, kapitalistischen bzw. imperialistischen Charakter als Gesellschaftsform. Ökonomische und politische Expansions- und Beeinflussungsversuche der Sowjetunion wurden aus dieser inneren Struktur erklärt. Der Begriff war wissenschaftlich gering durchgearbeitet, insbesondere deshalb, weil der Rückfall in den Kapitalismus am Übergang von Stalin zu Chruschtschow festgemacht wurde, eine ökonomische Strukturveränderung also an einem politischen Machtwechsel. [2] Von H.-U. Wehler geprägter Begriff, der die These von R. Robinson u. J. Gal-lagher (1953) vom „informal Empire“ mit der Konjunkturtheorie ungleichmässigen Wachstums sowie sozialpsychologischen Erklärungen verbindet. Industrialisierung und technischer Fortschritt führen Ende des 19. Jahrhunderts zu periodisch auftretenden Wachstumskrisen, die den sozialen Transformationsprozess verschärften und so die überkommene Gesellschaftsordnung gefährdeten. Aus diesem „Wirkungszusammenhang“ heraus sei ein „ideologischer Konsensus“ entstanden, Herrschaftssicherung mittels ökonomischer und/oder politischer Expansion zu erreichen. Wehler unterscheidet zwei Arten von S.: die unreflektiert-naive Spielart, die ehrlich an wirtschaftliche Abhilfe geglaubt habe, und die bewusste manipulatorische Form der Herrschaftstechnik, die die Dynamik des sozialökonomischen Prozesses umzuleiten und durch ökonomische Erfolge und/oder Steigerung des nationalideologischen Prestiges aufzufangen versuchte. Die ökonomische Begründung von Wehlers Theorie ist insbes. in der Geschichtswissenschaft umstritten.



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