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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Rückversicherung

Eine Rückversicherung versichert nicht den "Mann auf der Straße", sondern Versicherungsunternehmen. Daher nennt man diese Unternehmen auch Versicherung der Versicherer. Sie übernehmen die Absicherung von möglichen Großschäden, deren Risiko eine einzelne Versicherung allein nicht tragen könnte. Das größte Unternehmen dieser Art weltweit ist eine deutsche Gesellschaft, die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft.

Die Erstversicherer, also die "normalen" Versicherungsgesellschaften, übernehmen von privaten oder gewerblichen Kunden gegen eine entsprechende Prämie Risiken. Einen Teil davon übertragen sie wiederum auf die Rückversicherer. Grund: Viele Objekte sind so groß und auch teuer, dass das Risiko für ein Versicherungsunternehmen allein nicht tragbar wäre. Das trifft zum Beispiel auf Risiken in der industriellen Feuerversicherung zu.

Aber auch viele kleine Risiken könnten den Ruin eines Erstversicherers bedeuten. Das gilt zum Beispiel für den Gesamtsschaden nach einem Wirbelsturm. Er kann regional große Schäden verursachen, die dann ohne Rückversicherung eventuell zum größten Teil bei einer in dieser Region ansässigen Versicherung anfallen. Durch das Prinzip der Rückversicherung soll das Risiko auf mehrere Schultern verteilt und damit tragbar gemacht werden.

Entsprechend seinem Anteil am Risiko erhält der Rückversicherer auch einen Anteil der Prämien des Erstversicherers. Dafür übernimmt "die Rück" entweder eine Beteiligung an einem großen Risiko, wie zum Beispiel die Versicherung eines Passagierschiffes, eines Kraftwerks oder eines Raumfahrtprogrammes. Oder die Rückversicherung umfasst eine Vielzahl von kleineren Einzelrisiken, wie sie vor allem nach Naturkatastrophen (Elementtarschäden) kurzfristig und in großer Zahl auftreten können.

In der Vergangenheit ist die Versicherungsbranche - und damit auch die Gruppe der Rückversicherer - bei Naturkatastrophen meist glimpflich davongekommen. Der bisherige "Rekord" wurde nach dem Hurrican "Andrew" in den USA 1992 gemeldet: 30 Milliarden Dollar Gesamtschaden. davon waren 16,5 Milliarden Dollar versichert. Das Erdbeben bei Los Angeles im Januar 1994 verursachte zwar ebenfalls für etwa 30 Milliarden Dollar Schaden. Doch versichert waren davon nur rund 10 Milliarden. Den Rest mussten die Opfer der Katastrophe aus eigener Tasche zahlen.

Das Erdbeben in der japanischen Industriestadt Kobe im Januar 1995, dem über fünftausend Menschen zum Opfer fielen, traf die Versicherer ebenfalls nur in geringerem Maße. Die Versicherungssummen sind in Japan staatlich begrenzt. Viele Risiken waren überhaupt nicht versichert.

Die Münchener Rückversicherung sieht der Zukunft jedoch mit Sorge entgegen. Das Unternehmen befürchtet, dass durch Naturkatastrophen Schäden in bislang unbekannten Dimensionen eintreten könnten. Das Hochwasser am Rhein und seinen Zuflüssen im Winter 1995 war ein Beispiel für die bei weiteren Naturereignissen dieser Größenordnung zu erwarteten Schäden. Denn die befürchteten Klimaveränderungen könnten vermehrt zu Überschwemmungen, Erdbeben oder Orkanen führen.

Versicherung der Versicherer. Gegen Zahlung einer Prämie übernimmt der Rückversicherer von dem Erstversicherer (Zedenten) einen Teil der Risiken. Bei großen (z.B. Atom-, Luftfahrt-, Umwelt-)Risiken schließen sich mehrere Rückversicherer zu einem Pool zusammen. Häufig geben Rückversicherer Risiken weiter (Retrozession), wodurch eine weltweite Verteilung der Großrisiken erreicht wird. Erstversicherer können auch Rückversicherung betreiben oder gegenseitig in Rückversicherungsbeziehungen treten (Reziprozitätsoder Austauschverträge). Von besonderem Interesse ist die Preisbildung und Vertragsgestaltung auf Rückversicherungsmärkten. Es wird einerseits zwischen fakultativen (Einzelrisiko-) und obligatorischen (Risikogruppen-)Verträgen unterschieden. Andererseits können die Vertragsformen nach der Aufteilung der Risiken differenziert werdcn. Slicr sind folgende Grundformen zu nennen: Summenexcedenten-, Quoten-, Schadenexcedenten- und Jahrestiberschadenrückversicherungsvertrag. Mit Hilfe der Entscheidungstheorie unter Unsicherheit und der Spieltheorie können die Vertragsbeziehungen auf Rückversicherungsmärkten erklärt werden. Große Industrieunternehmen haben eigene Versicherungsgesellschaften gegründet (Captives), um einen direkten Zugang zu den internationalen Versicherungsmärkten zu haben. Die Rückversicherer mit Sitz in der BRD unterliegen einer - im Vergleich zu der umfassenden Kontrolle über die Erstversicherer (»materielle Staatsaufsicht«) - beschränkten Aufsicht durch das Bundesaufsichtsamt. Der Grund für diese beschränkte Aufsicht liegt zum einen in der Internationalität der Rückversicherung, zum anderen in dem geringeren Schutzbedürfnis der Zedenten, bei denen es sich um geschäftsgewandte Partner handelt, die ihre Interessen selbst zu wahren in der Lage sind. Literatur: Gerathewohl, K. u.a. (1988). Schulenburg, J.-M. Graf v.d. (1981). Borch, K.H. (1974)



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