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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Leapfrogging / Froschsprung

Als Froschsprung oder Leapfrogging wird in der Wirtschaft eine sprunghafte Entwicklung bezeichnet. Dies kann sich sowohl auf die berufliche Karriere als auch auf technische Entwicklungen oder auf ein bestimmtes Käuferverhalten beziehen. Vor allem der letzte Punkt kann für Unternehmen, die sich nicht oder zu spät darauf einstellen, schwerwiegende Folgen haben.

Leapfrogging ist eine Verhaltensweise oder Entwicklung, die entweder als Froschsprung oder auch als Bockspringen bezeichnet werden kann. In der Produktentwicklung oder auch im Verhalten der Käufer bezeichnet sie das Überspringen einzelner Produktgenerationen. Der Begriff wird im angelsächsischen aber auch zur Kennzeichnung einer beruflichen Entwicklung verwendet, die sich in Sprüngen vollzieht und zu einer "Blitzkarriere" in Unternehmen führt. Denn es bedeutet, dass fähige Mitarbeiter bei ihrer Beförderung einzelne Hierarchiestufen überspringen und so schneller in Führungspositionen aufsteigen als Kollegen, die die "Ochsentour" machen.

Auch bei der Entwicklung einer Volkswirtschaft kann es zu solchen sprunghaften Entwicklungen kommen, wenn Entwicklungsphasen, die andere Länder früher durchlaufen mussten, um dieses Niveau zu erreichen, einfach übersprungen werden. Das Land oder die Branche steigt sofort mit der neuesten Technik ein, übernimmt den jüngsten Stand der Organisation. Dies ist beispielsweise in den neuen Ländern der Bundesrepublik zu beobachten, gilt aber auch für manche Entwicklungsländer. In der Stahl- oder Automobilindustrie, der Chemie oder im Maschinenbau versuchen sie, sofort den technologischen Standard der auf diesem Gebiet fortschrittlichsten Staaten zu übernehmen. Sie überspringen also viele Entwicklungen, die in den älteren Industrieländern zunächst erforderlich waren.

Das Leapfrogging spielt aber auch beim Käuferverhalten eine immer wichtigere Rolle. Diese Tendenz muss von den anbietenden Unternehmen genau beobachtet werden, da sie spürbare Folgen für die Absatzentwicklung haben kann. Ursache für ein Leapfrogging kann sein, dass die Kunden mit den bisherigen Produkten so zufrieden sind, dass sie kein Interesse daran haben, die nächste Produktgeneration zu erwerben. Ein weiterer Grund kann sein, dass in ihren Augen - oder auch tatsächlich - die technische oder qualitative Weiterentwicklung so gering ist, dass der Erwerb der nächsten Generation nicht sinnvoll erscheint. Oder sie erwarten in der Zukunft eine so deutliche Verbesserung des Produkts, dass sie aus diesem Grund eine Entwicklungsstufe überspringen wollen. Derartige Einschätzungen oder Erwartungen können dazu führen, dass die aktuell angebotene Ware nur schwer absetzbar ist, weil die Kaufentscheidung in die Zukunft verlagert wird.

Je kürzer die Produktzyklen werden, je rascher sich die Märkte verändern und je schneller die Preise neuer Produkte sinken, um so stärker ändern sich auch die Verhaltensweisen der Kunden. Oft entstehen auch ganz neuartige Verhaltensweisen bei den Nachfragern. Immer häufiger wollen sie in einzelnen Märkten die aktuell angebotene Produktgenerationen nicht kaufen, weil sie aufgrund früherer Erfahrungen damit rechnen, dass diese rasch veraltet. Noch unberechenbarer werden die Kaufentscheidungen, wenn erfahrungsgemäß in einer Branche die Preise bereits kurz nach der Einführung neuer Produkte zu sinken beginnen.

Die Preise fallen immer dann besonders stark, wenn bereits kurz nach der Markteinführung die nächsten Modelle mit weiter verbesserten Leistungsmerkmalen angekündigt werden. Obwohl dies auch dem eigenen Absatz sehr schaden kann, greifen viele Anbieter zu diesem Mittel, wenn die Konkurrenz zu diesem Zeitpunkt ein erfolgreicheres Produkt im Markt hat und sie selber daher zurückzufallen drohen. Durch die Ankündigung der nächsten Produktgeneration wird dann versucht, die Kunden zum derzeitigen Zeitpunkt vom Kauf abzuhalten, weil der Wettbewerber durch den so erzeugten Attentismus noch stärker getroffen wird als das eigene Angebot.

Die Betriebswirtschaftslehre hat das Leapfrogging erst in jüngerer Zeit als Problem erkannt und näher erforscht. Für die Unternehmen ist es oft überlebenswichtig, sich mit diesem neuen Phänomen und seinen Konsequenzen zu beschäftigen. Das Überspringen von Produktgenerationen ist im Konsumgütersektor ebenso zu beobachten wie bei langlebigen Gebrauchsgütern oder im Bereich der Investitionen (Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge).



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