Humankapitaltheorie
analysiert Kenntnisse und Fähigkeiten von Arbeitskräften, die sich im Produktionsprozess einsetzen lassen. Es wird unterschieden zwischen allgemeinem Humankapital (Arbeitsvermögen), das in jedem Betrieb c.p. mit höherer Leistung einhergeht, und spezifischem Humankapital, das Kenntnisse und Fähigkeiten abgrenzt, die nur in einem bestimmten Beruf oder einem bestimmten Betrieb von Nutzen sind. Das grundlegende humankapitaltheoretische Modell unterstellt den Arbeitskräften als Ziel die Maximierung ihrer Lebenseinkommen. Erhöht Ausbildung die individuelle –> Arbeitsproduktivität, die ihrerseits zu einem höheren –> Lohn führt, stellt sich für die Arbeitskraft das Problem der optimalen Dauer der Ausbildung. Zusätzliche Bildung ist mit zukünftig höheren Löhnen, aber auch mit gegenwärtigem Einkommensverzicht und direkten Ausbildungskosten verbunden. Eine unmittelbare Implikation des Modells ist, dass längere Ausbildung mit höheren Löhnen verbunden sein muß, falls nicht Ausbildung als nutzenstiftende Tätigkeit an sich aufgefaßt wird. Formal unterscheidet sich das Modell nicht von der theoretischen Analyse von Sachkapitalinvestitionen (interner Zinssatz). Der zentrale inhaltliche Unterschied liegt in der Untrennbarkeit der Humankapitalinvestition und der Arbeitskraft, die sie vorgenommen hat. Komplexere Modelle der Humankapitaltheorie werden eingesetzt zur Erklärung von Einkommensunterschieden nach Alter und Berufen (Lohnstruktur), zur Erklärung der Dauer individueller Beschäftigungsverhältnisse, der individuellen Einkommensentwicklung im Betrieb sowie zur Berufswahl. Im Bereich der Erklärung der Individualeinkommen ist die Humankapitaltheorie vorherrschend. Das zentrale Ergebnis steigender individueller Einkommen mit zunehmender Bildung zählt zu den am besten empirisch gesicherten Erkenntnissen in den Sozialwissenschaften. Jedoch konkurrieren andere Erklärungsansätze mit der Humankapitaltheorie. Die sog. Filteransätze (screening, - signaling) gehen im Extrem davon aus, dass zwischen schulischer Bildung und späterer Produktivität im Erwerbsleben kein kausaler Zusammenhang besteht. Das Schulzeugnis stellt lediglich ein Signal bereit, wie lernfähig eine Arbeitskraft ist. Bei der Suche nach geeigneten Arbeitskräften nutzen Unternehmen diese Information, um die voraussichtlich produktiveren herauszufiltern. Arbeitskräfte mit längerer schulischer Ausbildung erlangen so die besser bezahlten Arbeitsplätze. So läßt sich ein positiver Zusammenhang zwischen Einkommen und Ausbildungsdauer auch dann erklären, wenn Bildung die individuelle Produktivität nicht erhöht. Literatur: Franz, W. (1996). Ehrenberg, R.G., Smith, R.S. (1993). Becker, G.S. (1975)
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