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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Gesundheitsökonomik

(= health economics) läßt sich bisher weniger mit einer allgemein anerkannten Definition kennzeichnen als vielmehr durch eine Anzahl von Aufgabengebieten und Fragestellungen. Zentrale Aufgabe dieses in den USA in den 60er Jahren entwickelten Faches ist die Untersuchung des Gesundheitswesens und seiner Auswirkungen auf die Volkswirtschaft mit Hilfe der Erkenntnisse, Methoden und Instrumente der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Der rasche Anstieg der –3 Gesundheitsausgaben nahezu aller Industrieländer kann als einer der auslösenden Faktoren für die verstärkte ökonomische Betrachtungsweise des Gesundheitswesens angesehen werden. Die Gesundheitsökonomik wendet sich den drei klassischen Fragen der Nationalökonomie zu, »was«, »wie« und » für wen« im Gesundheitssektor produziert werden soll. Sie versucht, die Merkmale des Gutes Gesundheit (Gesundheitsindikatoren) isoliert und im Vergleich zu den in anderen volkswirtschaftlichen Sektoren erstellten Gütern zu erforschen. Dabei wird dem Problem der Nachfragegerechtigkeit von Gesundheitsleistungen starke Aufmerksamkeit gewidmet. Es wird untersucht, was der Versicherte (Patient) auf den einzelnen Märkten nachfragt und inwieweit er im Rahmen einer Delegation seine Nachfragerechte an den Arzt oder andere Angebotsträger übertragen muss (Kenneth J. ARROW). Damit ergibt sich eine im Vergleich zu anderen Märkten abweichende Situation hinsichtlich des Zusammenspiels von Angebot und Nachfrage auf dem Markt für Gesundheitsleistungen. Zum zweiten Fragenkreis werden Analysen über die Produktion angestellt (–a Gesundheitsinvestitionen) und darüber, mit welchem Anteil knapper Ressourcen im Gesundheitssektor gearbeitet werden soll (Gesundheitsquote). Schließlich wird untersucht, wer letztlich den Nutzen aus den erzeugten Gütern und Dienstleistungen zieht und ob diese Verwendung der Ressourcen in Hinblick auf bestimmte Kriterien, z.B. regionale oder personale         Verteilungsgesichtspunkte, zweckmäßig ist oder einer Änderung bedarf (Gesundheitsplanung). Im Vordergrund einer deskriptiven Gesundheitsökonomik steht die Beschreibung der Funktionen und Institutionen des Gesundheitswesens, etwa auf der Grundlage der verbreiteten Einteilung in einen Präventiv-, Kurativ- und Rehabilitationsbereich. Diesem institutionellen Ansatz steht eine analytische Gesundheitsökonomik gegenüber, deren Vertreter die Untersuchung der Funktionsweise des Gesundheitssystems betonen. Gefragt wird nach den Bestimmungsfaktoren von Mengen und Preisen auf einzelnen Teilmärkten, z.B. den Märkten für ambulante und stationäre Leistungen sowie für Arzneimittel. Die Kostenexplosion und die These von der Kontraproduktivität des Gesundheitswesens (Ivan ILLICH) brachten die Frage nach der medizinischen Effektivität und ökonomischen Effizienz des Gesundheitswesens in den Mittelpunkt der Forschung. Darüber hinaus weckte der internationale Vergleich Interesse für gesundheitsökonomische Studien; Unterschiede in den Finanzierungssystemen, Honorierungsformen sowie hinsichtlich der Wettbewerbssituation und der Organisationsstruktur des Angebots von Gesundheitsleistungen gaben Anlass zu zahlreichen Studien. Der intersektorale Vergleich führte ebenfalls zu Anregungen für gesundheitsökonomische Fragestellungen. Aus sektorspezifischen Besonderheiten entwickelten sich Forschungsgegenstände. Im Rahmen gesundheitsökonomischer Studien wurden beispielsweise die Pharmamärkte unter Wettbewerbsaspekten auf die unternehmerischen Aktionsparameter hin untersucht oder die Frage der Preisbildung für ambulante Gesundheitsleistungen im Rahmen eines marktwirtschaftlichen Systems geprüft. Ziel dieser komparativen Studien ist letztlich die Entwicklung einer Verhaltenstheorie für die Anbieter und Nachfrager von Gesundheitsleistungen, wobei zu den beteiligten Gruppen, deren Verhalten erklärt werden soll, neben den Ärzten und Patienten auch die Krankenhausträger, die Träger der Gesetzgebung, die kassenärztlichen Vereinigungen sowie die Versicherungsträger in der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung zählen. Literatur: Andersen, U. u.a. (1992). Feldstein, P.J. (1979). Herder-Dorneich, P. (1976)



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