Geldpolitikzwischenziele
Die Probleme der Operatio-nalität gesamtwirtschaftlicher Oberziele für die Geldpolitik begründen Versuche, Subziele (Zwischenziele) für die Geldpolitik mit folgenden Eigenschaften zu definieren: 1. Die Ziele müssen weitgehend im Einflussbereich der Geldpolitik liegen, also ein hohes Mass autonomer Handlungsmacht der Zentralbank zulassen. 2. Die Wirkungsverknüpfung von Zwischenziel und monetären Impulsen muss ermöglichen, dass die Wirkungseffizienz der Geldpolitik nach Richtung und Intensität früher und genauer erkennbar ist, als dies bei den Oberzielen der Fall ist. D.h. auch, dass zwischen Ober- und Zwischenzielen hinlänglich Zielkomplementarität gegeben sein muss, damit über die Zwischenzielvariable die Entwicklung der Oberzielvariable zutreffend signalisiert wird. 3. Die Zielvariablen müssen schnell aufgeldpolitisches Handeln reagieren, damit Kontrolle und erforderlichenfalls Korrektur der Geldpolitik unvzgl. erfolgen und lang andauernde und damit nur schwer reversible Fehlentwicklungen vermieden werden können. 4. Die Zieldefinition muss präzise Messungen des Zielerreichungsgrades erleichtern. Diese Forderungen legen nahe, eine Definition der Ziele in Dimensionen der Geldsphäre, also in monetären Grössen vorzunehmen. Als monetäre Zielgrössen können zunächst die verschiedenen Geldmengenaggregate gewählt werden: das Kreditvolumen der Banken, die Geldmengengrössen Ml, M2 und M3 und deren Zuwachs im Zeitablauf. Das Kreditvolumen hat stets dann Schwächen als Kontrollvariable, wenn zeitliche Verzerrungen zwischen der Kreditexpansion und dem Konjunkturverlauf gegeben sind. Dies ist z.B. der Fall, wenn eine wirtschaftliche Expansion zunächst durch die verfügbare Geldmenge alimentiert wird, das Kreditvolumen aber erst in einer späteren Phase eines Aufschwungs reagiert. Der Informationswert wird aber auch dann gemindert, wenn ein Kreditzuwachs wegen Umschichtung von Sicht-, Termin- oder Spareinlagen in sonstige Positionen des Geldvermögens nicht zur Erhöhung der kaufkräftigen Geldmenge führt. Im ersten Fall wird eine zu geringe, im zweiten eine zu starke Expansion im güterwirtschaftlichen Bereich signalisiert. Bei den Geldmengenaggregaten Ml, M2 und M3 ist es letztlich eine empirische Frage, bei welchem dieser Aggregate die Parallelität zwischen der Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Aktivitätsniveaus (z.B. Volkseinkommensentwicklung) und der Geldmengenentwicklung am engsten, der Informationswert für geldpolitisches Handeln somit am grössten ist. Mögliche Zwischenziele sind auch Zinssätze. Die Geldmarktzinssätze haben den Vorteil, dass sie gut durch die Refinanzierungssatzpolitik der Zentralbank be-einflusst werden können. Sofern institutionell die Zentralbank die wesentliche Refinanzierungsquelle der Geschäftsbanken ist, begrenzen ihre Sätze auch weitgehend die Höhe der Marktsätze. Nachteilig ist jedoch, dass Geldmarktsätze auf die Güternachfrage unmittelbar nur geringe Wirkung zeigen dürften. Nahe liegend als monetäres Ziel ist des Weiteren das Zinsniveau am Kreditmarkt. Zumindest Lager- und Umsatzfinanzierungsentscheidungen - über den Kalkulationszinsfuss -, aber auch Investitionsentscheidungen, werden hiervon beeinflusst. Der Kreditmarktzins unterliegt aber nicht dem unmittelbaren Einfluss der Zentralbank. Wesentliche Bestimmungsfaktoren sind hier Wettbewerbsverhältnisse sowie Angebotsund Nachfragekonstellationen am Kreditmarkt. Die Transformation geldpolitischer Impulse auf den Zins hängt stark von Verhaltensweisen der Banken und Nicht-banken ab.
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|