Agrarmonopolisierung
In der sozialistischen Wirtschaftslehre:
Die kleinen und mittleren Agrarproduzenten sind weltweit von den internationalen, vor allem US-amerikanischen und europäischen Monopolen und Kartellen für Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und von den Lebensmittelverarbeitungs- und Handelsmonopolen abhängig.
Durch Preisabsprachen und Zerstörung regionaler Produktionsstätten (erst Dumping-, dann Monopolpreise) wird die Absatzaufteilung der Agrar- und dazugehörigen Düngemittelmonopole auf dem Weltmarkt aufrechterhalten. Die Agrarproduktion und ihre Preisgestaltung ist enger als andere Produktionen mit der staatlichen Absicherung und Regelung des Exports zugunsten der US-amerikanischen und europäischen Monopole verbunden. Dies führt zur absurden Situation, dass Agrarstaaten zusätzlich monopolisierte Lebensmittel und andere Agrarprodukte einführen müssen, vor allem Weizen, Soja, Saatgut und Milchpulver.
Das Beispiel Saatgut: Der Einfluss der auf dem Saatgutmarkt aktiven Konzerne auf die Märkte in den südlichen Ländern wächst und verhindert dort eine unabhängige Saatgutzüchtung. Zunehmend wird gentechnisch verändertes Saatgut in den Industrienationen und auch im Süden eingesetzt, und schon gibt es eine neue Technologie, die auf gentechnologischem Weg verhindert, dass nachgebautes Saatgut keimen kann. Diese „Erfindungen“ sind durch weltweite Patente geschützt, die eine weitere Monopolisierung mit sich bringen.
Das Beispiel Soja: Soja steht für eine hochindustrialisierte Agrarwirtschaft. Gen-Soja ist die logische (kapitalistische) Konsequenz dieser Entwicklung. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges mussten sich die USA uni neue Eiweißquellen kümmern und Forscherinnen züchteten neue ertragreiche Sorten. Der amerikanische „Soja-Komplex“ entstand. Der Sojaanbau wurde hoch subventioniert, die Anbaufläche von Soja verdoppelte sich. Überschüsse des Sojaproduktes Presskuchen waren die Folge. Presskuchen diente als Futtermittel und, dank einer Kampagne. mehr tierisches Eiweiß zu konsumieren, stieg die Nachfrage nach Fleisch und damit nach Soja. Ebenso wie heute, wo Agrarsubventionen schlicht als Nahrungsmittelhilfe getarnt werden und „helfen“, dass überschüssige Produkte einen Markt finden, haben auch, neben dem US-Weizen, US-Sojaprodukte Einzug in andere Märkte gehalten. Die Nahrungsmittelhilfe des Marshallplans von 1947 für den Wiederaufbau Europas und das „Gesetz über Handel und Hilfe“ („Food for Peace”-Programm) aus dem Jahre 1954 halfen dabei.
Drei Ziele wurden mit diesem Gesetz verfolgt:
1. Abbau der amerikanischen Agrarüberschüsse,
2. Lebensmittelhilfe soll zu einem Instrument der Außenpolitik werden und die Verbindung zu „befreundeten“ Ländern stärken.
3. bei Naturkatastrophen Nahrungsmittelhilfe.
Mit diesem „Food-Aid“ Programm wurde beispielsweise kostenloser oder verbilligter Weizen nach Indien, Ägypten, Brasilien und Südostasien geschickt. Damit wurde die einheimische Nahrungsmittelproduktion untergraben da sich die Konsumgewohnheiten auf Importgetreide umstellten. Diese Strategie wurde auch auf Soja angewandt: Sojaöl wurde günstig nach Spanien geliefert, als die olivenverarbeitende Industrie in der Krise steckte, ebenso nach Griechenland, Iran und Marokko. Zwischen 1955 und 1960 wurden bis zu drei Viertel der amerikanischen Sojaölexporte in Form von Lebensmittelhilfen abgewickelt. Soja ist aus der billigen Fleischproduktion nicht mehr wegzudenken. Europäisches Schlachtvieh vertilgt heute jährlich 50 Mio. Tonnen Sojabohnen. Statistisch gesehen muss ein Rind 6 kg Sojabohnen oder 18 kg Weizen fressen um 200g Fleisch zu liefern. Milchseen und Butterberge entstehen und nicht nur in den Industrieländern beginnt die „McDonaldisierung“: Aus Billigstfleisch werden weltweit Fast-Food, Fertiggerichte. Konserven usw. hergestellt. Profiteure dieser Entwicklung sind einige wenige Monopole aus dem Agrobusiness der Dünge-, Agrarmaschinen- und Pflanzenschutzmittelhersteller. und der Großplantagen mit ihren Monokulturen (Subventionen. Monopolpreise. staatliche Absatzgarantien). >Agrarentwicklung, Agrarpolitik, >Monopol
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