Steuerüberwälzung
liegt vor, wenn der laut Gesetz zur Steuerzahlung Verpflichtete (Steuerschuldner) die Last durch Preisänderung ganz oder teilweise auf andere abschiebt (Steuerträger). Der Steuerträger muss nicht identisch mit dem sein, dem der Gesetzgeber die Steuerlast eigentlich zugedacht hat (Steuerdestinatar). Drei Formen der Abwälzung sind möglich: Steuerfort- oder -vorwälzung auf den Nachfrager der besteuerten Faktoren oder Güter, Steuerriickwälzung auf den Vorlieferanten und Schrägwälzung, d.h. Weitergabe der Steuer an ein anderes, ihr nicht unterliegendes, aber preisunelastischeres Gut. Die Theorie der Steuerüberwälzung soll die Bedingungen aufzeigen, unter denen eine Steuer überwälzt werden kann. Hierzu werden eingesetzt: a) die mikroökonomische Überwälzungstheorie. Ausgehend von einem Marktgleichgewicht wird eine Steuerrechtsänderung untersucht. Ist das neue Gleichgewicht durch eine Preiserhöhung des besteuerten Gutes gekennzeichnet, wird von Steuerüberwälzung gesprochen. Normalerweise zeigt sich, dass bei Überwälzung der Gewinn sinkt. Welche Preis- und Mengeneffekte im einzelnen zu erwarten sind, hängt von den Zielsetzungen der Unternehmen (Gewinnmaximierung, Umsatzmaximierung unter Nebenbedingungen, Zuschlagskalkulation) und von der Art der Steuer ab. Steuern, die den Gewinn als Bemessungsgrundlage haben (Einkommen- und -9 Körperschaftsteuer), sind in den Modellen bei Gewinnmaximierung nicht überwälzbar, wobei allerdings die Eigenkapitalverzinsung als ein nicht mit Einkommensteuer belasteter Kostenbestandteil interpretiert werden muß. Das Ergebnis fällt anders aus bei Zuschlagskalkulation oder Umsatzmaximierung. In totalanalytischen Modellen wird ebenfalls die Möglichkeit der Gewinnsteuertiberwälzung dargestellt. So läßt sich in einem Modell mit zwei Sektoren, deren Kapitalerträge in einem Fall der Körperschaftsteuer unterliegen, zeigen, dass bei vollkommenen Kapitalmärkten das Kapital so lange wandert, bis (bei unterschiedlicher Bruttorendite) die Nettokapitahendite in den Sektoren gleich ist. Totalanalytische Modelle haben inzwischen stärkere Bedeutung erlangt. b) Auch in makroökonomischen Kreislaufmodellen wurde die Frage der Überwälzung untersucht. Hierbei spielen u.a. das Konsum- und Sparverhalten sowie die Investitionsentscheidungen eine Rolle, ferner ob der Staat die zusätzlichen Einnahmen voll verausgabt und welche Geldpolitik betrieben wird.
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