Soziologie, marxistische
In der Wirtschaftssoziologie:
[1] Bezeichnung für eine gesamtgesellschaftlich orientierte (holistische) Theorierichtung, deren Ansätze auf die von K. Marx konzipierten Grundlagen des dialektischen und historischen Materialismus zurückgreifen. Der Begriff m. Soziologie, marxistische ist um 1960 einerseits als „Weiterentwicklung der Marxschen Gedanken“ hinsichtlich der Rolle und Bedeutung des Überbaus für den Unterbau, andererseits in Abgrenzung zum Begriff „bürgerliche Soziologie“ entstanden. Das Attribut „marxistisch“ soll auf die unterschiedliche Bewertung, Einordnung und Behandlung des Gegenstandes der Soziologie hinweisen: a) nach der m.n Soziologie, marxistische bleiben die theoretischen Grundlagen der allgemeinen Soziologie Bestandteil des historischen Materialismus: Gesellschaftstheorie ist von der Philosophie nicht trennbar; b) die m. Soziologie, marxistische geht vom Primat der Ökonomie als einem System aus, das alle übrigen Systembildungsprozesse und Strukturen „letztlich“ (d.h. wesentlich, ursächlich) bedingt; c) auf diesem Hintergrund werden dann soziale Erscheinungsformen analysiert; d) die Verbindung zwischen konkreten Einzelresultaten und theoretischen Erkenntnissen über Gesamtzusammenhänge soll durch die methodologischen „Prinzipien“ der marxistischen Erkenntnistheorie geleistet werden. Die Erkenntnisse der m.n Soziologie, marxistische aus einem speziellen Ausschnitt der Realität sollen auf diese Weise zu einem kybernetischen Vereinheitlichungsprozess von Theorie und Praxis beitragen.
[2] Polemische Bezeichnung für Soziologie in staatssozialistischen Ländern.
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