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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Portfolio / Portefeuille

Mit diesem Begriff wird der Bestand eines Anlegers an Aktien, Anleihen, Wechseln oder anderen Wertpapieren umschrieben. Wörtlich übersetz bedeutet dieser aus dem Französischen stammende Begriff Aktenmappe oder Brieftasche und beschreibt damit die früher übliche Aufbewahrung von Wertpapieren im privaten Bereich. Heute ist das Portfolio in der Regel gleichzusetzen mit dem Wertpapierdepot, das von einem Kreditinstitut oder der Bundeswertpapierverwaltung im Auftrag des Kunden verwaltet wird.

Wertpapiere werden aus Gründen der Sicherheit und Bequemlichkeit heute nur noch selten privat verwahrt. Die früher üblichen Tafelgeschäfte, bei denen ein Sparer seine Aktien oder Anleihen (bzw. die Dividenden- und Zinskoupons) bei Fälligkeit zur Bank oder Sparkasse brachte, um sich die Zinsen oder Dividenden bar auszahlen zu lassen, sind eher unüblich geworden. Sparer, die die private Verwahrung auch heute noch vorziehen, müssen nämlich nicht nur die verschiedenen Zins- und Dividendentermine selber im Auge behalten und ihre Koupons rechtzeitig einlösen. Sie sind selber für die sichere Aufbewahrung (Verlust, Feuer, Diebstahl) verantwortlich. Überdies müssen sie auch befürchten, dass das Finanzamt ihnen eventuell unterstellt, dass sie ihre Wertpapiererträge einer ordnungsgemäßen Besteuerung zu entziehen versuchten. Das Portfolie ist daher heute weitgehend zum Synonym für das Depot eines Anlegers geworden.

Der Begriff spielt allerdings im Zusammenhang mit der Portfoliotheorie immer noch eine wichtige Rolle. Bei dieser Theorie geht es darum, Maßstäbe für die optimale Zusammensetzung des Vermögens oder der Wertpapierbestände eines Anlegers zu finden. Allerdings gibt es dafür nicht nur eine (theoretisch) richtige Lösung. Die optimale Portfolio- oder Depotmischung hängt immer auch davon ab, wie hoch das jeweilige Vermögen ist, wie die Ertragserwartungen sind, welche Anlageziele verfolgt werden und zu welchem Risikotyp der jeweilige Anleger gehört. Zu überlegen bei der Strukturierung des Portfolie ist zum Beispiel:

  • Wie langfristig kann das Geld angelegt werden?
  • Wird ein allgemeiner Vermögensaufbau angestrebt oder wird auf ein konkretes Ziel hin gespart – wie der Kauf eines Autos, eines Hauses, die Ausbildung der Kinder, Aufrechterhaltung des Lebensstandards im Alter.
  • Befindet sich der Anleger sich noch in der Ansparphase? Dann sind seine Wahlmöglichkeiten und vor allem die Fähigkeit zu breiteren Streuung der Vermögensanlagen noch begrenzt. Immobilienerwerb scheidet wegen des hohen Kapitaleinsatzes meist noch aus – es sei denn es lassen sich besondere steuerliche Fördermaßnahmen nutzen.
  • In der Ansparzeit muss besonders sorgfältig geprüft werden, ob das vorhandene Kapital bei hochspekulativen Geschäften riskiert werden soll. Davon ist fast immer abzuraten.
  • Um nicht "alle Eier in einen Korb zu legen" sollte bei wachsenden Beständen das Vermögen auf Anleihen, Aktien, Immobilien, und eventuell auch Gold und andere Sachwerte aufgeteilt sowie eine ausreichende Barreserve gehalten werden. Bei genügend anderweitig angelegten Mitteln kann eventuell ein bestimmter Teil des Portfolios für gewinnträchtige, aber riskante Anlageformen (Optionen, Puts, Calls, Warentermingeschafte usw.) eingesetzt werden.
  • Eine breitere Streuung des Risikos kann auch bedeuten, dass die verschiedenen Geldanlagen auf unterschiedliche Länder oder Währungen verteilt werden.
  • Je nach Sicherheitsbedürfnis bzw. Risikobereitschaft kann der Anteil an festverzinslichen Wertpapieren, Aktien, Immobilien unterschiedlich gewichtet werden. Auch innerhalb dieser Kategorien kann zwischen "Blue Chips" und risikoreicheren Papieren mit höheren Zinsen oder größerer Kursphantasie unterschiedlich gewichtet werden.
  • Je nach steuerlicher Situation muss ebenfalls überlegt werden, ob bei der Zusammenstellung des Portfolio mehr auf Zinserträge oder auf Kursgewinne gesetzt wird, ob Rendite- oder Abschreibungsobjekte bevorzugt werden.
  • Wichtig ist auch, ob ein Depot oder das gesamte Vermögen vor allem der eigenen Alterssicherung dienen oder ob es im Hinblick auf die Erben (bzw. zur Vermeidung hoher Erbschaftssteuern) optimiert werden soll.

Nach der Portfolietheorie soll bei der Abschätzung der Risiken und Chancen, der Ertragsaussichten und den steuerlichen Überlegungen immer das gesamte Depot betrachtet bzw. für den Versuch einer Optimierung herangezogen.



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