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Naturalgeld
Als Warengeld oder Naturalgeld werden Gegenstände bezeichnet, die anstelle von Münzen oder dem heutigem Papiergeld als allgemeine Tauschmittel und Wertmaßstab dienen und überall angenommen werden. Derartiges Naturalgeld dient nicht nur in primitiven Gesellschaften als Tauschmittel sondern kann auch nach Kriegen und in Zeiten galoppierender Inflation wieder an die Stelle des heute gebräuchlichen Geldes treten. Je nach dem Material und dem Entwicklungsstand einer Gesellschaft kann es Geld in Form seltener oder bearbeiteter Steine (wie etwa Feuersteine) geben. Es können aber auch Ringe, Zähne, Schmuck oder Muscheln sein. Auch Tee-Ziegel, Kakaobohnen, Salz, ungeformtes und geformtes Metall, Gold- und Silberringe oder Zigaretten haben in verschiedenen Gesellschaften und zu den unterschiedlichsten Zeiten die Funktion von Geld übernommen. Selbst in Staaten mit einer hochentwickelten Geldwirtschaft kann dieses System zusammenbrechen, wenn die Hersteller, Händler und Verbraucher das Vertrauen in die umlaufenden Scheine und Münzen verlieren, weil einer großen Geldmenge ein unzureichendes Angebot an Gütern und Diensten gegenübersteht. Das kann nach Kriegen und der nahezu vollständigen Zerstörung einer Volkswirtschaft ebenso der Fall sein wie als Folge einer galoppierenden Inflation. Wenn die Teilnehmer am Wirtschaftsprozess jedes Vertrauen in das offizielle Geld verlieren, greifen sie zu anderen Mitteln, um wieder einen Maßstab für den Wert von Gütern und Diensten zu finden, Ersparnisse zu bilden und verschiedene Leistungen oder Produkte auch dann gegeneinander tauschen zu können, wenn nicht alle Beteiligten dabei ihren unmittelbaren Bedarf decken können. Es muss sich bei dem Ersatz- oder Naturalgeld aber immer um ein knappes Gut handeln, das nicht beliebig vermehrbar ist. Es muss auch zumindest für eine gewisse Zeit lagerfähig sein beziehungsweise seinen Wert für eine überschaubare Zeit behalten. Auch in Gefangenenlagern und an anderen Orten, wo Menschen ohne Geld zusammenleben, muss Naturalgeld an seine Stelle treten. Das gilt auch für so genannte "schwarze Märkte" an denen die Währung eines Landes kaum oder nur mit sehr hohen Abschlägen akzeptiert wird. Nach dem Kriegsende 1945 traten in Deutschland bis zur Währungsreform vor allem Zigaretten aber auch andere begehrte Güter an die Stelle der Reichsmark. Zigaretten hatten deshalb einen hohen Tauschwert, weil sie nicht nur ein begehrtes Gut waren, für das jederzeit ein Interessent gefunden werden konnte. Sie waren auch leicht zu transportieren und im Lande zu dieser Zeit nicht beliebig vermehrbar. Deshalb konnte jeder, der Nahrungsmittel, Kleidung, Dienstleistungen oder andere knappe Güter gegen eine bestimmte Zahl von Zigaretten eintauschte, sicher sein, dass er diese Zigaretten auch wieder gegen andere von ihm selber dringend benötigte Gegenstände, zur Bestechung oder für nahezu alle anderen Zwecke einsetzen konnte. Praktischer in der Anwendung aber in ihrer Funktion mit Naturalgeld vergleichbar können in einem von Krieg, Inflation oder einer schweren Wirtschaftskrise geschüttelten Land auch ausländische Zahlungsmittel sein. So war in der Zeit der großen Inflation nach dem ersten Weltkrieg unter anderem der holländische Gulden ein begehrtes Zahlungsmittel in Deutschland. in der ehemaligen DDR hatte die DM die Rolle einer Parallelwährung. Vor und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kursierte in den GUS-Staaten vor allem der amerikanische Dollar und in geringerer Menge die D-Mark als anerkannte Zahlungsmittel. In dem von einem Bürgerkrieg zerstörten Jugoslawien zählte die einheimische Währung bald nichts mehr, da niemand mehr Vertrauen in ihre Wertbeständigkeit hatte. An ihre Stelle trat die DM. Da ausländische Währungen nicht von der heimischen Notenbank gedruckt und in immer höheren Mengen in die Wirtschaft gepumpt werden können, erfüllen sie die Funktion des knappen, wertbeständigen, allgemeinen Tauschmittels und Wertmaßstabs, die die eigene Währung nicht mehr erfüllen kann. Vormünzliches Zahlungs- bzw. Tauschmittel, z. B. Muscheln, Vieh usw.; bei Naturvölkern noch gebräuchlich; ursprünglichste Stufe des Geldes.
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Weitere Begriffe : Pfandbriefbankaufsicht | Sicherheiten bei der Deutschen Bundesbank, refinanzierungsfähige | Puffersysteme | ||||||||||||||||||||||||||||
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