Minderwertigkeitskomplex
In der Wirtschaftssoziologie:
Inferioritäts-komplex, [1] zentraler Begriff der Adler-schen Individualpsychologie. Er bezeichnet die Gesamtheit der Vorstellungen und Strebungen eines Menschen, die Ausdruck seines „Minderwertigkeitsgefühls“ bzw. seiner Versuche sind, dieses Gefühl zu überwinden. Nach A. Adler leidet bereits das Kind an einem allgemeinen Gefühl der Unterlegenheit oder Minderwertigkeit, das vor allem auf seine realen konstitutionellen Schwächen, aber auch auf soziale Benachteiligung (z.B. in der Familie) zurückgeht. Das Minderwertigkeitsgefühl steht dem Bedürfnis nach Selbst Verwirklichung, Überlegenheit und Macht entgegen und ruft so eine starke Tendenz zur Kompensation hervor.
[2] Als „sozialer M.“ bzw. als „soziale Minderwertigkeitsgefühle“ werden bisweilen (O. Brachfeld 1953) auch die Unterlegenheits- und Beeinträchtigungsgefühle sozialer Aufsteiger sowie von unterdrückten, ausgebeuteten, benachteiligten, politisch schwachen Gruppen, Schichten, Klassen und Völkern bezeichnet. Ressentiments, Vorurteile, Ethnozentrismus usw. werden dann als Ausdruck dieses sozialen M.es bzw. des Kompensationsstrebens erklärt. Gegen die schlagwortartige Verwendung des Begriffs zur Erklärung allen möglichen Verhaltens ist häufig eingewandt worden, dass es sich dabei zumeist um ad hoc eingeführte, weitgehend unprüfbare Hypothesen handelt (Arf-/joc-Hypothese).
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