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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Konstruktivismus

In der Wirtschaftssoziologie: [1] auch: Sozialkonstruktivismus, eine seit PL. Berger u. T Luckmann in der Soziologie anerkannte Richtung, die darauf besteht, an einem jeglichen gesellschaftlichen Phänomen dessen Gemachtsein zu sehen und zu untersuchen. Soziale Tatbestände sind danach nicht einfach „gegeben“, sondern sie sind erzeugt. Alles soziologisch Interessante gilt als von Menschen hervorgebracht und weitergegeben, und darauf hin ist es zu analysieren. Die Grundfrage zielt weniger auf ein Warum und mehr auf das Wie des Handelns, der Institutionen, der Auffälligkeiten usw. [2] In der gegenwärtigen Erkenntnistheorie behauptet der „radikale K.“, dass Kognitionen (Wahrnehmungen usw.) die Wirklichkeit nicht abbilden. Das die Sinnesempfindungen verarbeitende Gehirn repräsentiere nicht die äussere Realität, vielmehr konstruiere es sie. Dahinter steht, auf neuro-physiologischen Forschungen beruhend, die Annahme von der informationellen Geschlossenheit, erweitert zum Modell des autopoietischen Systems (E. von Glasersfeld; H. Maturana; F. Varela). [3] In der Wissenssoziologie der Naturwissenschaften (L. Fleck, Konstruktivismus Knorr-Cetina) führt der Konstruktivismus dazu, die scheinbar festen Fakten als gesellschaftliche Phänomene zu erklären, etwa aus den Arbeitsabläufen, Hierarchiebeziehungen usf. in einem Labor. Naturwissenschaftliches wird auf Soziales zurückgeführt. [4] Bei Konstruktivismus Holzkamp ist Konstruktivismus eine Weiterentwicklung des Konventionalismus. Im Sinne des Konstruktivismus sind die vom Forscher ermittelten Daten nicht unabhängig von ihm, sondern durch seine Theorie und Forschungsinstrumente konstruiert, hergestellt. Die Daten können daher nicht unabhängige Prüfinstanz der Theorien sein. Damit soll das Poppersche Falsifikationskriterium hinfällig sein. Theorien können exhauriert, d.h. trotz widersprechender Daten aufrechterhalten werden. Gelingt es dem Forscher nicht, Daten gemäss seiner Theorie zu realisieren, so sind die die Realisation störenden Bedingungen aufzufinden. Lassen sich solche Bedingungen nicht explizit angeben, so gilt die Theorie als belastet. Weniger belastete Theorien sind denen mit grösserer Belastung vorzuziehen. Der Konstruktivismus soll eine Explikation der Forschungspraxis (insbesonders der experimentellen Psychologie) darstellen. Da die Wahrheit oder Falschheit einer Theorie nicht endgültig festgestellt werden kann, kann die Suche nach gesicherter Erkenntnis nicht das ausschlaggebende Kriterium bei der Wahl der Forschungsinhalte sein. Die Frage nach der Relevanz der Forschung rückt damit an die zentrale Stelle des Forschungsprozesses. In diesem Sinne soll der Konstruktivismus Grundlage einer kritischen Wissenschaft, insbesonders einer kritischen Psychologie sein.



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