internationale Schulden-, Verschuldungskrise
Im Zusammenhang mit der hohen Auslandsverschuldung vor allem der Entwicklungsländer, aber auch bestimmter Schwellenländer und Länder des ehemaligen Ostblocks gegebene Probleme der Erfüllung bzw. Nichterfüllung ihrer Verpflichtungen aus dem Schuldendienst. Die Staaten waren und sind überwiegend nicht in der Lage, die fälligen Zinsen voll oder teilw. zu bezahlen und ihren Rückzahlungsverpflichtungen nachzukommen (Länderrisiko). Andererseits benötigen sie, um überhaupt wirtschaftliches Wachstum in ihren Ländern zu erreichen, weiterhin hohe Finanzierungshilfen von aussen. Umschuldung. Evident und der Weltöffentlichkeit erstmals publik wurde die Schuldenkrise, als 1982 Mexiko ein Moratorium für seine Zins- und Tilgungszahlungen erklärte. Andere Länder stellten ebenso einseitig zeitw. ihre Zahlungen ein, während wieder andere Schuldner zwar ihren Verbindlichkeiten nachkamen, aber die Zahlungen auf gewisse Prozentsätze ihrer Exporterlöse beschränkten. Die expansive Schulden- und Wirtschaftspolitik der Kredit suchenden Entwicklungsländer neben der letztlich entscheidenden unproduktiven Verwendung der aufgenommenen Gelder in diesen Ländern trug zur Erhöhung der Anfälligkeit der Kredite bei. Dass sich die anfangs normal scheinende Kreditvergabe an Entwicklungsländer in den 1980er Jahren zu einer Schuldenkrise entwickelte, ist auf die im Vergleich zum Zeitpunkt der Kreditgewährung veränderten weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen: Die Weltkonjunktur hatte sich ebenso wie der Welthandel verlangsamt, ausserdem war das Weltzinsniveau stark angestiegen, wodurch angesichts der Vereinbarung variabler Zinsen die Zahlungsverpflichtungen der Schuldner stiegen, deren Exporterlöse durch anhaltenden Verfall der Rohstoffpreise zurückgingen. Neben den Konsequenzen für die Zahlungsbilanz und die Fähigkeit zur Devisenbeschaffung der Schuldnerstaaten wirkte dieser Preisverfall forcierend für negative binnenwirtschaftliche Entwicklungen in den Schuldnerländern, da einerseits Investitionsanreize schwanden und andererseits Geld für notwendige Infrastrukturmassnahmen fehlte. Banken sind zunächst auf zweierlei Weise in die an sich global zu sehende internationale Schuldenkrise eingebunden: Einerseits naturgem. direkt als Kreditgeber beim drohenden bzw. evidenten Ausfall eines meist für die einzelne Bank sehr grossen Kredites, andererseits indirekt wegen ihrer Verflechtung im internationalen Finanzsystem, das in seinem Bestand beim Zusammenbruch einzelner Banken und einem dann möglicherw. einsetzenden Run gefährdet war. Der hohe Wettbewerbsgrad zwischen den Banken bei der Kreditvergabe in einem hoch liquiden Markt hatte dazu geführt, dass die hier relevanten Kredite mit langen Laufzeiten und - zwar meist variabel verzinslich, aber -mit niedrigen Margen angeboten wurden; entspr. ihres vornehmlichen Charakters als Zahlungsbilanzhilfe waren die Gelder darüber hinaus projektungebunden und dem-entspr. ungesichert ausgelegt worden. Als die Schuldenkrise virulent wurde, verfügten die Banken demnach nicht über ausreichend grosse Erlös- bzw. Sicherheitenpolster. Mit Beginn der und in dichter Folge stattfindenden Um-schuldungsverhandlungen sowie durch Einführung neuer Techniken des Schuldenmanagements (Verbriefung und Handel der Schulden, Schuldenswaps, Kreditderivate) konnten sie ihre Stellung verbessern bzw. den heraufbeschworenen Zusammenbruch des weltweiten Finanzgefü-ges abwenden. Insb. europäische Banken konnten darüber hinaus ihre einzelbetriebliche Vorsorge für Not leidende Kredite über Wertberichtigungen sowie die Auflösung stiller Reserven forcieren.
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