europäischer Zahlungsverkehr und Euroeinführung
Mit Einführung des Euro 1999 hat der europäische Zahlungsverkehr wesentliche Veränderungen erfahren. Im Euroraum haben neu geschaffene europäische Gross-zahlungssysteme - vor allem TARGET und Euro 1 - ihren Betrieb aufgenommen und teilen sich mit den existie- renden Grosszahlungssystemen in Europa das Mengenaufkommen im inländischen und Grenzen überschreitenden Zahlungsverkehr. Mit der einheitlichen Währung im Euroraum ist die vordem nationale Bindung zwischen der Währung des Zahlungsauftrags und dem Abwicklungssystem bzw. -platz entfallen. Für Zahlungsaufträge in Euro hat sich damit eine grössere geografische Dimension eröffnet, da grunds. jedes Eurozahlungsverkehrssystem zur Zahlungsabwicklung genutzt werden kann. Voraussetzung ist allerdings, dass der Zahlungsempfänger darüber zu erreichen ist. Die verschiedenen nebeneinander bestehenden Systeme in der Eurozone und - soweit eurofähig - auch darüber hinaus in anderen EU-Ländern bieten Systembetreibern, Bankgewerbe und auch Kunden neue Möglichkeiten. Sie führen andererseits aber auch dazu, dass die Beteiligten ihre bisherigen Prozesse und Usancen in der Zahlungsverkehrsabwicklung überdenken und strategisch neu positionieren müssen. Systembetreiber müssen ihre Zielgruppenorientierung neu ausrichten. Banken haben zu entscheiden, welche Systeme und welche Zahlungswege sie nutzen wollen. Bankkunden (einschl. der Korrespondenzbanken in Drittländern) können ihre Bankbeziehungen straffen, weil sie für die Abwicklung von Eurotransaktionen weniger Bankverbindungen im Euroraum benötigen als bisher. Mit dem TARGET-Verbundsystem des ESZB und dem Euro 1-Sys-tem der EBA haben sich schnell 2 neue Zahlungssysteme erfolgreich am Markt etablieren können. Der TARGET-Verbund besteht aus den nationalen Echtzeitbruttosyste-men der EU-Staaten und dem Zahlungsmechanismus der EZB. Durch lnterlinking sind alle Systeme miteinander verbunden. Daher können innerhalb weniger Minuten eilbedürftige Eurozahlungen - z.B. aus Geldmarktgeschäften - Grenzen überschreitend zwischen den EU-Teilnehmerstaaten sicher abgewickelt werden. TARGET wird überwiegend für Interbankzahlungen z.B. aus dem Geld-und Devisenhandelsgeschäft der Banken genutzt, kann aber auch von Banken zur Weiterleitung von Kundenzahlungen in Anspruch genommen werden. Die Abwicklung von Interbankgeschäften ist auch der Grund, warum sich TARGET sofort als umsatzstärkstes Euro-Grosszah-lungssystem positionieren konnte. Gleichwohl hat der Marktauftritt der CLS-Bank zu einer deutlichen Wettbewerbsverschärfung geführt. Diese nimmt die geldliche Verrechnung von Devisentransaktionen in ausgewählten Währungen weltweit nach dem Prinzip Zahlung gegen Zahlung vor. Strukturwandel, veränderte Rahmenbedingungen, Umsatzrückgang in der EAF und zunehmend europäisch ausgerichtete Perspektive insb. der grösseren Banken haben auch die Bundesbank veranlasst, ihre Bestrebungen zur umfassenden Neupositionierung ihrer Geschäftspalette im Grosszahlungsverkehr zu intensivieren und haben sie zur zügigen Neuausrichtung ihres Leistungsangebots im Grosszahlungsverkehr motiviert. Die Marktanteile der führenden Euro-Grosszahlungssys-teme - TARGET, Euro 1 und EAF - weisen zwar relative Stabilität auf, doch ist nicht zu erwarten, dass die Banken in Europa langfristig mehrere Eurozahlungsverkehrssysteme mit z.T. deckungsgleichem Angebot in Anspruch nehmen. Durch Splitting des Zahlungsvolumens auf zahlreiche Systeme wird zudem ein kostendeckender Betrieb zu wettbewerbsfähigen Preisen erschwert. Hinzu kommt, dass die vorhandene Euroliquidität auf zu viele Töpfe aufgeteilt werden muss und damit der Zahlungs-fluss in den verschiedenen Systemen behindert wird. All dies führt zur Konzentration auf die leistungsstärksten und wirtschaftlichsten Abwicklungssysteme. Für die Bundesbank lag daher die Entwicklung eines liquiditäts-sparenden RTGS-Systems nahe, um die spezif. Vorteile aus EAF und ELS zwar beizubehalten, aber in verbesserter Form in einem System zu bündeln. Dies führte letztlich zur Konzeption eines neuen RTGS-Systems RTGSPLUS, in die von Beginn an Vertreter aller Bankengruppen eingebunden waren.
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