Entäusserung
In der Wirtschaftssoziologie:
alienation, [1] in den Staatsvertragstheorien der klassischen politischen Philosophie Bezeichnung für die Übertragung von allen Rechten der Mitglieder der Gesellschaft an den Staat bzw. an die Repräsentation der Gesamtgesellschaft (der Bürger entäussert sich seiner Rechte).
[2] Bei G.W.F. Hegel bezeichnet die Kategorie Entäusserung die Äusserung des Inneren tätiger Subjekte; Formen dieser Äusserung sind Arbeit und Sprache. Im Prozess der Entäusserung findet eine Entzweiung statt, indem für das Bewusstsein des Subjekts das Veräusserte Teil der Wirklichkeit wird (Fürsichsein), etwas bewirkt, und parallel eine Entleerung des Subjekts eintritt, bzw. das Bewusstsein an sich als Begriff. Das Werden der Wirklichkeit (Objekt) ist abhängig von der Entäusserung des Subjekts, da das Innere zum Äusseren und zugleich die Äusserlichkeit desselben aufgehoben wird. Damit hat die Entäusserung konstitutive Bedeutung für das Subjekt-Objekt-Verhältnis und für die dialektische Methode generell.
[3] Wie Hegel geht K. Marx auf die Arbeit als Ursprung der Entäusserung zurück. „Die Entäusserung des Arbeiters in seinem Produkt hat die Bedeutung, nicht nur, dass seine Arbeit zu einem Gegenstand, zu einer äussern Existenz wird, sondern dass sie ausser ihm, unabhängig, fremd von ihm existiert und eine selbständige Macht ihm gegenüber wird, dass das Leben, was er dem Gegenstand ver-liehn hat, ihm feindlich und fremd gegenübertritt“ (1844). Weitestgehend wird hiermit bei Marx Entäusserung identisch mit Entfremdung.
[4] Verdinglichung
[5] In der verstehenden Soziologie: das Individuum kann sich nur selbst erfahren und mit sich identisch werden, indem es sich selbst als Inhaber einer sozialen Rolle gegenübertritt.
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