Devianz, sekundäre
In der Wirtschaftssoziologie:
auch: sekundäre Abweichung, secondary deviation, ein von E.M. Lemert eingeführter zentraler Begriff im Rahmen des labeling approach. Im Gegensatz zur primären Devianz umfasst s. Devianz, sekundäre alle Formen abweichenden Verhaltens, die als Produkt oder Folge informeller und formeller Prozesse sozialer Kontrolle verstanden werden können; das heisst, s. Devianz, sekundäre ist das Ergebnis eines sich eskalierenden Prozesses zwischen abweichendem Verhalten einerseits und gesellschaftlicher Reaktion auf Abweichung (Definition, Selektion, Segregation, Sanktion, Etikettierung und Stigmatisierung) andererseits. Ausgehend von diesem prozesshaften Verständnis von Devianz äussert sich s. Devianz, sekundäre in der Regel zunächst als Auflehnung gegen Massnahmen der sozialen Kontrolle, dann als Gewöhnung und Anpassung an Situationen sozialer Kontrolle und schliesslich in der Übernahme angesonnener Deviantenrollen bis hin zur Entwicklung einer devianten Identität (Selbstbild) einschliesslich der daraus resultierenden Einstellungen und Handlungen.
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