Bonitätsprüfung im Auslandskreditgeschäft

Die Vergabe von Auslands- bzw. auslandsgeschäftsbezogenen Krediten ist für eine Bank mit besonderen Ausfallrisiken verbunden. Sie resultieren aus der Gefahr, dass der Schuldner eines Kredits nicht mehr in der Lage ist, seinen Verpflichtungen zur Zahlung von Zinsen und Tilgung nachzukommen. Bei Auslandskrediten kann die Ursache hierfür zum einen in der Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers (individuelles Bonitätsrisiko), zum anderen in der fehlenden Zahlungsfähigkeit bzw. -bereitschaft seines Sitzlandes (Länderrisiko) begründet sein. Um sich vor Ausfallrisiken im internationalen Kreditgeschäft zu schützen, prüft jede Bank einerseits die Bonität der individuellen Schuldner, andererseits untersucht sie auch das damit verbundene Länderrisiko. Eine Bank, die über Niederlassungen im Schuldnerland direkt vertreten ist, vermag Kreditwürdigkeit der Schuldner zutreffender zu analysieren, da es für sie leichter sein kann, genaue und aktuelle Informationen über den einzelnen Kreditnehmer zu erhalten als für Institute, die dort nicht präsent sind. Ausserdem sind die mit der Kreditwürdigkeitsprüfung befassten Mitarbeiter einer Auslandsniederlassung mit den Bilanzierungsgrundsätzen des Gastgeberlandes vertrauter und können Fehler bei der Bilanzauswertung vermeiden. Entspr. gilt auch für die Beurteilung der Länderrisiken. Banken mit Filialen oder Tochtergesellschaften im jeweiligen Schuldnerland sind bei der Beschaffung der für die Kreditwürdigkeitsprüfung erforderlichen Daten nicht nur auf die Veröffentlichungen internationaler Institutionen angewiesen, deren Nachteil häufig in der nicht gerade aktuellen Datenerfassung besteht. Schliesslich hat eine Bank über ihre Auslandsstützpunkte die Möglichkeit, die Bonität der einzelnen Schuldner wie auch die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Schuldnerlandes zu überwachen und somit das Kreditengagement veränderten Situationen schneller anzupassen.