Subsistenzproduktion
In der Wirtschaftssoziologie:
[1] als deskriptiver Begriff die auf den unmittelbaren Konsum der Produzenten bzw. der Produzentengruppe (Haushalt) gerichteten produktiven und reproduktiven Tätigkeiten. Die Subsistenzproduktion dient so der Charakterisierung bestimmter Wirtschaftsweisen (Subsistenzwirtschaft), etwa kleinbäuerlicher Familienwirtschaften wie der modernen Hausarbeit (Kochen, Putzen, Kinderaufzucht, Kleingärtnerei u.a.), die im wesentlichen „Frauenarbeit“ sind.
[2] Als theoretisches Konzept wird Subsistenzproduktion der kapitalistischen Warenproduktion gegenübergestellt, dient so als Gegenbegriff zur Lohnarbeit, als Form nur Gebrauchswerte schaffender Arbeit. Gefragt wird nach den wechselseitigen Abhängigkeiten der kapitalistischen Warenproduktion und der S., sowohl für die Gesellschaften der Dritten Welt (z.B. in Form von Wanderarbeit oder kleinbäuerlicher Marktproduktion) wie für die Industriegesellschaften (Reproduktion der Arbeitskräfte durch S.).
[3] Im sog. Bielefelder Ansatz (C. von Werlhof, V. Bennholdt-Thomsen u.a.) erhält Subsistenzproduktion die Bedeutung von „Überlebensproduktion“, umfasst die sog. nicht-formalisierten Arbeitsverhältnisse von der kleinen bäuerlichen Marktproduktion, Kleinhandwerk, Strassenverkauf, Wanderarbeit und Hausarbeit bis zur Prostitution. Gegenbegriff zu S., die begrifflich vor allem an den Lebensverhältnissen der städtischen und ländlichen marginalisierten Schichten in Lateinamerika, Afrika und Asien entwickelt wurde, ist die industrielle, kommerzielle und staatliche Lohnarbeit. Die Subsistenzproduktion dient in feministischer Theoriebildung zur Analyse der besonderen, doppelten Ausbeutung von Frauen als Trägerinnen der S., der „Produktion für das Leben“.
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