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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Strukturalismus

In der Wirtschaftssoziologie: Sammelbezeichnung für verschiedene Theorieansätze in der Soziologie, Philosophie, Anthropologie, Psychoanalyse und Literaturwissenschaft, die alle methodisch auf F. de Saussures These zurückgreifen, dass zwischen dem Wort als Ausdruck und als Bedeutung (Signifikant - Signifikat) keine natürliche Beziehung bestehe. Der Strukturalismus unterscheidet demgemäss zwischen sozialer Basis (frz.: infrastructures) und Überbau (frz.: suprastructures), zwischen allgemeiner Praxis (frz.: praxis) und manifestem Handeln (frz.: pratique) sowie zwischen Individuum und Bewusstsein. Dabei unterstellt der S., dass diese empirisch fassbaren Paarteile nicht in einem dialektischen Verhältnis zueinander ständen, also in der Zeit sich nicht gegenseitig bedingten und nicht vermittelbar seien. Hier setzt sowohl die Marxismuskritik als auch die Geschichtskritik, die sich gegen Diachronität und der mit ihr gekoppelten Kausalität richtet, im Strukturalismus ein. Vielmehr nimmt der Strukturalismus an, dass das Unterschiedliche nur über theoretische Modelle in Analogieschlüssen aufgehoben werden könne, in denen das Aufeinanderbezogensein der Elemente formal festgelegt sei. Solches Beziehungssystem heisse Struktur, in der empirisch fassbare Realitäten und (nicht real gewordene) Möglichkeiten gleichgewichtig nebeneinanderlägen. Die Struktur gilt im Strukturalismus zwar als historisch, aber sie verweise zugleich auf die Natur als Ensemble der unvergänglichen Möglichkeiten. Jede Struktur sei nämlich nur eine Variation. Folgende Hauptprinzipien werden von den verschiedenen Richtungen des Strukturalismus in unterschiedlichem Grade vertreten: a) Phänomene können nicht als Einzelerscheinungen betrachtet werden, sondern erhalten ihre Bedeutung erst als Elemente innerhalb eines strukturierten Systems, b) Es wird zwischen aktuellen Äusserungen oder Handlungen und einem abstrakten idealisierten System unterschieden, wobei letzteres nicht als analytisches Hilfsmittel betrachtet, sondern als existent angenommen wird, c) Wissenschaftliche Aussagen haben sich nur auf formale Strukturen, die Relationen zwischen den Elementen eines Systems, zu beziehen, nicht auf deren Inhalte, d) Universale Denkstrukturen bestimmen alles menschliche Denken und Handeln unabhängig von spezifischen sozialen und historischen Bedingungen. Als Vertreter des Strukturalismus gelten u.a. C. Levi-Strauss, L. Althusser, J. Lacan, R. Barthes.



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