monetäres Aggregat
Nach Darstellung der EZB stützt sich ihre Definition für monetäre Aggregate im Eurowährungsgebiet auf harmonisierte Abgrenzungen: 1. Des Geldschöpfungssektors, der aus den Stellen besteht, die Verbindlichkeiten mit hoher Geldnähe an Nicht-MFI im Eurowährungsgebiet (ohne Zentralregierungen) emittieren und die im Eurowährungsgebiet ansässigen MFI um-fasst. 2. Des Geldhaltungssektors, der aus allen im Eurowährungsgebiet ansässigen Nicht-MFI (ausser Zentralregierungen) besteht. Neben privaten Haushalten sind nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften und Nicht-MFI-Fi-nanzinstitute sowie Länder, Gemeinden und Sozialversicherungsträger eingeschlossen. Zentralregierungen werden als geldneutraler Sektor behandelt, mit Ausnahme der Verbindlichkeiten von Zentralregierungen mit monetärem Charakter (u. a. staatliche Sparkonten und Konten von Schatzämtern), die als Sonderposten in die Abgrenzung der monetären Aggregate mit einbezogen sind. 3. Von MFI-Verbindlichkeitenkategorien. Dadurch können MFI-Verbindlichkeiten nach ihrer Geldnähe unterschieden und Besonderheiten der verschiedenen Finanzsysteme berücksichtigt werden. Auf der Basis konzeptioneller Überlegungen und empirischer Studien sowie im Einklang mit internationalen Gepflogenheiten hat das Eurosystem ein eng gefasstes (M 1), mittleres (M2) und weit gefasstes Aggregat (M3) definiert. Diese Aggregate unterscheiden sich lt. Darstellung der EZB in Bezug auf Geldnähe der einbezogenen Vermögenswerte. Die Geldmengenaggregate umfassen nur Positionen von Eurowäh-rungsgebietsansässigen bei Eurowährungsgebiets-MFI. Auf Fremdwährungen lautende liquide Forderungen von Ersteren können lt. EZB enge Substitute für auf Euro lautende Forderungen sein; die Geldmengenaggregate schliessen deshalb solche Forderungen mit ein, wenn sie bei MFI im Eurowährungsgebiet gehalten werden. Grundlage für die Abgrenzung der monetären Aggregate im Eurowährungsgebiet im Einzelnen ist die konsolidierte Bilanz des MFI-Sektors. I.A. ist die geeignete Definition eines monetären Aggregats, wie die EZB weiter betont, weitgehend abhängig von dem durch das gewählte Aggregat zu erfüllenden Zweck. In der Geldmengenabgrenzung spielen mikroökonomische Sichtweise des einzelnen Geldhalters als auch empirische Eigenschaften monetärer Aggregate, die sich aus dem kollektiven Verhalten der Geldhalter ergeben, eine Rolle. Nach Erkenntnissen der EZB sind weit gefasste monetäre Aggregate im Eurowährungsgebiet kurzfristig weniger gut steuerbar, haben aber günstigere Eigenschaften als eng gefasste Aggregate in Bezug auf Stabilität und Informationsgehalt hins. der mittelfristigen Preisentwicklung. Zudem wird - so die EZB - eine weiter gefasste Abgrenzung der Geldmenge der Funktion des Geldes als Tauschmittel möglichem, nicht in gleichem Mass gerecht. Für die geldpolitische Strategie des Eurosystems sieht die EZB die Ermittlung eines monetären Aggregats als erforderlich, das mittelfristig einen stabilen und zuverlässigen Inflationsindikator darstellt. Daher weist die EZB dem Geldmengenaggregat M3 durch Bekanntgabe eines Referenzwerts für seine Jahreswachstumsrate dominante Bedeutung für die geldpolitische Strategie zu. Bankeinlagenbildung und Schaffung anderer monetärer Instrumente sind wiederum verbunden mit Verfügbarkeit von Zentralbankgeld und Höhe der Leitzinsen. Wegen des Zentralbankgeldbedarfs verfügt das Eurosystem auf diesem Wege über einen Hebel zur Beeinflussung der Geldmengenausweitung insg. Basisgeld ist lt. EZB allerdings auf kurze Sicht stark schwankungsanfällig und kein verlässlicher Indikator für die künftige Preisentwicklung. Hauptaugenmerk der EZB-Geldpolitik liegt daher i. d. R. auf breiteren Aggregaten, im Eurowährungsgebiet aus Bargeldumlauf und bestimmten MFI-Verbindlichkeiten bestehend.
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