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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Zivilgesellschaft

In der Wirtschaftssoziologie: [1] in der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft gedachter Korrespondenz- und (Gegen-)Begriff zum Staat, in dem die Interessen von Privateigentümern mit der gesamtgesellschaftlichen Machtsicherung im (tendenziell demokratischen) Staatswillensbildungsprozess zu verbinden beabsichtigt wurde (J. Locke, G.W.F. Hegel). bürgerliche Öffentlichkeit [2] Begriff A. Gramscis (societä ci ile, ital.), mit dem die Vermittlung zwischen den Produktions- und Verkehrsverhältnissen einerseits und der staatlich-politischen Sphäre (ital.: societä politica) andererseits zu erfassen versucht wird. Die Zivilgesellschaft beinhaltet nicht nur das allgemeine Wahlrecht der Staatsbürger, mit dem die Individuen in die Verantwortung gezogen werden, sondern auch kulturelle Faktoren, mit denen die Zivilgesellschaft „ohne Sanktionen und ohne genaue Verpflichtungen wirkt, aber dennoch einen kollektiven Druck ausübt und objektive Resultate bei der Ausarbeitung von Sitten, Denk- und Handlungsweisen, in der Moral usw. bekommt.“ Gramsci zählt zur Zivilgesellschaft die „sogenannten privaten Organisationen“, wie etwa die Kirche, die Gewerkschaften, aber auch Bibliotheken, Zirkel und Clubs wie auch Architektur, Presse und Literatur. Das Zentrum der Zivilgesellschaft stellt der Alltagsverstand dar, eine in der Regel populäre Welt-und Lebensanschauung, in die traditionelle Momente ebenso eingehen wie Elemente moderner Entwicklungen in Wissenschaft und Technik. [3] Wird Zivilgesellschaft bei Gramsci als Verbindung von institutionalisierter Gewalt und weichen Formen der Einbindung in den politisch-gesellschaftlichen Prozess verwendet („Hegemonie gepanzert mit Zwang“), so wird in der neueren Diskussion eine Verflüssigung des Gewaltaspektes dominant. Die „demokratische Frage“ (U. Rodel, G. Frankenberg, H. Dubiel) wird vornehmlich in der Nutzung der Souveränität des Volkes gesehen, im Willen der Bürger also, ihre Meinungen zu äussern und sich zu sich selbst und „ihrem politischen Gemeinwesen“ in Beziehung zu setzen.



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