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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Weltraumökonomik

befaßt sich mit den Gründen, weshalb der Weltraum knapp werden kann, welche Folgerungen und Probleme sich hieraus ergeben können und welche Lösungsansätze denkbar sind. Die zunehmende Nutzung des Weltraums (Kommunikation, Meteorologie, Erderkundung, Navigation, Raumlaboratorien, Militär) wirft die Frage auf, ob sich für diese lange Zeit für grenzenlos gehaltene Ressource nicht ebenfalls Knappheitsprobleme ergeben. Dass die Begriffe »Weltraum« und »Knappheit« keinen Widerspruch darstellen, läßt sich am Beispiel der Besetzung von Orbitalstationen im Weltraum verdeutlichen. Geostationäre Satelliten (für die Kommunikation und Navigation), die ihre Position in ca. 35 800 km Höhe quasi in einer die Erde umschließenden Röhre einnehmen, sind entgegen ihrer Bezeichnung und trotz der an Bord befindlichen Steuerungsmechanismen nicht bewegungsfrei. Kollisionen sind daher nicht auszuschließen und deren Wahrscheinlichkeit wird mit der Zahl von Satelliten ansteigen. Beträgt die gewünschte Obergrenze für die Kollisionswahrscheinlichkeit z.B. Null, so sind nicht mehr als 1 500 Satellitenpositionen besetzbar. Damit stellen sich die typischen Allokationsprobleme im Kontext eines öffentlichen Gutes mit beschränkter Nutzungskapazität (wie und durch wen sollen Satellitenpositionen besetzt werden?). Darüber hinaus ist abzusehen, dass die Satellitentechnik (ungeachtet ihrer derzeitigen Kostenvorteile gegenüber einer rein landgestützten Kommunikation) mit der Entwicklung der Glasfasertechnik nicht mehr ohne terrestrische Konkurrenz sein wird. Ein weiteres Knappheitsproblem stellt sich bei der Verteilung von Funkfrequenzen für Satelliten, denn benachbarte Sender sollten, damit mögliche Störungen oder gar ein Interferenzchaos vermieden werden, nicht dieselben Frequenzen benutzen. Dadurch wird die Anzahl von Datenübertragungssatelliten auf der präferierten Äquatorialbahn im geostationären Raum auf 180 begrenzt (der erforderliche Abstand zwischen zwei Satelliten beträgt zwei Längengrade). Die gängige Praxis des International Frequency Registration Board (Genf), die Frequenzen nach der Reihenfolge der Anträge auf Frequenzgenehmigung zu erteilen, wird zunehmend kritisiert. Als marktliche Alternativen denkbar sind die Vermietung, die Versteigerung (mit offenen oder auch verdeckten Angeboten) und die Lizenzvergabe. In jenen Fällen, in denen Frequenzen »Infrastrukturelemente« enthalten, ist auch ein technokratisches Frequenzzuteilungssystem (mit allfälliger Bestrafung der Unternutzung) denkbar. Marktliche Zuteilungsverfahren haben den Vorzug, einer Zementierung des status quo entgegenzuwirken und die Ressource nach objektiven, transparenten und nicht diskriminierenden Bedingungen der ökonomisch am höchsten bewerteten Verwendung zuzuführen. Weitere von der Weltraumökonomik analysierte Probleme betreffen die optimale Größe von Raumfahrtprojekten (Großprojekte versus Projektvielfalt im Falle mehrerer kleiner und mittelgroßer Projekte) und damit die Relevanz möglicher Verbundeffekte (neben Skalenerträgen in der Produktion), aber auch der bestmöglichen Risikoverteilung. Ebenso setzt sie sich mit der Effektivität und Effizienz der Organisation von Weltraumprojekten auseinander (Eigenfertigung versus Auftragsvergabe an konkurrierende private Anbieter unter möglichst anreizkompatiblen Forschungs- und Entwicklungsverträgen), aber auch mit der schwierigen Frage nach den Rückwirkungen der Weltraumforschung auf die heimische Wirtschaft und die Wohlfahrt der Burger. Letzteres ist insofern von großer Bedeutung, weil die politische Debatte über Effizienz und Sinnhaltigkeit von Weltraumprojekten im allg. in pathetisch-emotionaler Weise erfolgt, während die Ökonomik in besonderem Maße dazu beitragen kann, zu einer nüchternen Analyse zu gelangen. Literatur: OECD (1991). Wagner, P.R., Herold, B. (1987)



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