Trieblehre
In der Wirtschaftssoziologie:
misst Trieben als Naturkräften entweder unmittelbare oder mittelbare Bedeutung im Verhalten der Menschen zu. Menschliche Triebe unterscheiden sich nach vorherrschender Auffassung grundsätzlich von tierischen, insofern sie nicht erbgenetisch, sondern sozio- und psychoge-netisch in Verhaltensäusserungen, in Objektbeziehungen eingebunden sind. Die bekannteste und zugleich für die Sozialwissenschaften bis heute fruchtbarste Trieblehre ist die psychoanalytische von S. Freud. Wir können drei Phasen ihrer Entwicklung unterscheiden. Zunächst wurde von der Dualität der Ich- und Objekttriebe ausgegangen. In der zweiten Phase wurden die Ich-Triebe als narzisstische Libido, d.h. als aufs Ich zurückgewendete Objekttriebe begriffen. Vom Problem der Aggression liess sich Freud schliesslich bestimmen, einen Antagonismus zwischen Lebens- und Todestrieb anzunehmen. Triebe haben nach dieser Trieblehre a) ein dynamisches (energetisches) Moment, welches veranlasst, dass der Mensch b) ein Ziel, die Aufhebung jenes Spannungszustandes, erstrebt, der von c) der Triebquelle, einem körperlichen, im Bewusstsein oder unbewusst repäsentierten Reiz verursacht wird. Befriedigung wird erreicht d) vermittels eines Objektes, an welchem oder vermittels dessen der Trieb sein Ziel, Entspannung, findet. Die letzte dualistische T S. Freuds ist, was den libi-dinösen Teil anbelangt, an den Entwicklungsphasen des infantilen Sexualapparates festgemacht. Der Versuch, für die aggressive Entwicklung eine analoge physiologische Basis zu finden, ist nicht gelungen; die Muskulatur kann nur als Vermittler begriffen werden. Insgesamt ist das Aggressionskonzept problematischer als das der Libido. Andere T.n gehen von einem einzigen Trieb (CG. Jung) oder von einer Vielzahl von Trieben (W. McDougall) aus.
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