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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Theorie, kritische

In der Wirtschaftssoziologie: eine Richtung der dialektischen Soziologie, die „die Menschen als die Produzenten ihrer gesamten historischen Lebensformen zum Gegenstand hat“ (M. Horkheimer 1937). Der Begriff k. Theorie, kritische ist von Horkheimer 1937 programmatisch gegen das neuzeitlich naturwissenschaftliche Erkenntnisideal bestimmt worden. Demgegenüber besteht die k. T auf der Vermittlung wissenschaftlichen und politischen Handelns. Diese normative Verpflichtung von Wissenschaft auf politische Handlungsorientierung wird abgeleitet aus dem Stellenwert von Wissenschaft im gesellschaftlichen Arbeitsprozess: k. Theorie, kritische betrachtet sich als dessen Moment und zugleich als handlungsleitende Reflexion über dessen adäquate politische Organisationsform. Sie ist „der menschlichen Arbeit immanent“ und „es kommt ihr auf eine Neuorganisation der Arbeit an“. Die k. T ist anfänglich am Marxschen Kritik-Begriff (Kritik der politischen Ökonomie) orientiert, ohne sich indes mit dessen politischer Wirkungsgeschichte zu identifizieren. Vielmehr versteht sie sich gegenüber den politischen Instrumentalisierungen Marxscher Theorie als Wahrer von deren „orthodoxer“, d.h. authentischer Gestalt. Die in den 1940er und 1950er Jahren von TW. Adorno und M. Horkheimer vollzogene Umbildung der k.n Theorie, kritische lässt ihre marxistische Identität freilich undeutlich werden. Diese „jüngere“ k. Theorie, kritische lehnt die Vorrangigkeit des Allgemeinen vor dem Besonderen, d.h. den realen Menschen, als herrschaftsverdächtig ab (Dialektik, negative): „Das Ganze ist das Unwahre“ (T.W. Adorno 1951). In Betonung des Besonderen und der Ablehnung eines Vermittelnden der Negation kann es heute weniger als im letzten Jahrhundert ein Engagement für eine Klasse in Hinblick auf ein Positives geben. Der Unterbau habe sich bei der „Unantastbarkeit“ des Tauschprinzips den Überbau weitgehend einverleibt. Die reale Utopie der k.n T, einer sich als „reales Subjekt“ konstituierenden Gesellschaft, zielt auf eine Beherrschung der Naturbeherrschung und eine Brechung der Vorrangigkeit des Ökonomischen. Diese Utopie, die abhängig ist von der Reflexion über die heutige Gesellschaft, kann nicht durch eine scheinbar naturgesetzmässige dialektische Negation im System erreicht werden, sondern, wenn überhaupt, nur in Prononcierung des Besonderen als Kritik des Werdenden, als ein Infragestellen des sich durchhaltenden Allgemeinen. Mit der Ablehnung des herrschenden Allgemeinen lehnt es die k. Theorie, kritische ab, um nicht Handlanger des herrschenden Systems zu werden, eine unwissenschaftliche Theorie zu entwickeln, in der „alle Teile durchgängig und widerspruchslos miteinander verknüpft sind“ (M. Horkheimer 1937). Zu den Vertretern der k.n Theorie, kritische zählen u.a. M. Horkheimer, T.W. Adorno, H. Marcuse, K.A. Wittfogel, J. Habermas, A. Schmidt.



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