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Wirtschaftslexikon
über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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Rolle, soziale

In der Wirtschaftssoziologie: social role, [1] die Summe der Erwartungen, die dem Inhaber einer sozialen Position über sein Verhalten entgegengebracht werden. [2] Ein gleichmässiges und regelmässiges Verhaltensmuster, das mit einer sozialen Position oder einem Status in einem sozialen System assoziiert wird. Während Position sich auf einen „sozialen Ort“ in einer sozialen Struktur bezieht, der denjenigen, die ihn einnehmen, bestimmte Rechte und Privilegien einräumt, aber auch bestimmte Pflichten abverlangt, bezieht sich s. Rolle, soziale auf die Umsetzung dieser Rechte und Pflichten in konkretes Verhalten. Bildhaft gesprochen, geschieht das Spielen einer „gesellschaftlichen R.“ auf einer „gesellschaftlichen Bühne“, d.h. unter den kritischen Augen von Zuschauern und Mitspielern, die den der Rolle, soziale zugrunde liegenden „sozialen Text“ kennen und hinsichtlich der Qualität der Darbietung der jeweiligen Rollenspieler konkrete Erwartungen hegen. Dem bildhaften Charakter des Rollenkonzepts entspricht sein didaktischer Vorzug, die vielfältigen, interdependenten Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft oder zwischen Person und sozialem System einsichtig vermitteln zu können. Der Rollenbegriff vereinigt die folgenden (im einzelnen dann wieder analytisch zu trennenden) Aspekte: Steuerung des Verhaltens einer Person in einer sozialen Position durch die Rollenerwartungen; die Wahrnehmung und Interpretation solcher Erwartungen durch den Rollenträger; die Umsetzung der Rollenerwartungen in konkretes Rollenverhalten durch den Rollenträger; die Verinnerlichung von Rollenerwartungen; der langfristige Einfluss von Rollenerwartungen auf den Prozess der Persönlichkeitsbildung des Rollenträgers. Diese Aspekte beziehen sich im wesentlichen auf die Anpassungsreaktionen der Rollenträger auf gegebene soziale Verpflichtungen. Umgekehrt beinhaltet s. Rolle, soziale gleichzeitig auch die Chance eines Rollenträgers, in konkreten Interaktions- und Austauschsituationen persönlich gefärbte Interpretationen seiner s.n Rolle, soziale gegenüber seinen Rollenpartnern durchzusetzen, sich aufgrund persönlicher Fähigkeiten (wie sozialer Kreativität) von den Rollenerwartungen zu emanzipieren, um schliesslich selbst Massstäbe und Erwartungen für angemessenes Verhalten in dieser Rolle zu setzen. Das Rollenkonzept sucht somit sowohl Gruppenmerkmale als auch Merkmale der Person auf einer eigenständigen Ebene miteinander zu integrieren. Angesichts dieser konzeptuellen Vielschichtigkeit ist bisher eine systematische empirische Prüfung der mit Hilfe des Rollenbegriffs formulierten Hypothesen oder gar Theorien in der soziologischen und sozialpsychologischen Forschung nur selten versucht worden (z.B. bei N. Gross u.a. 1958). Die in der Literatur verwendeten Definitionen unterscheiden sich stark hinsichtlich der Betonung oder Auslassung einzelner der eben genannten Perspektiven, so dass ein Vergleich von Aussagen verschiedener Autoren, die sich auf die Rollenhaftigkeit menschlichen Verhaltens beziehen, oft schwierig ist. Darüber hinaus ist der soziale Zusammenhang weit gesteckt, in dem eine s. Rolle, soziale entstehen und gelten kann: von unstrukturierten Alltagssituationen über stabilere soziale Beziehungen in Gruppen oder Organisationen bis hin zu kulturell oder gar interkulturell gültigen Rollendefinitionen. Dieser universellen Verwendungsmöglichkeit verdankt der Rollenbegriff auch seine weitläufige Verwendung in nahezu allen Spezialdisziplinen der Soziologie; vor allem auch in soziologischen Lehrbüchern und Einführungstexten, die sich mit strukturellen Anpassungs- und Konfliktproblemen des Individuums in den verschiedensten sozialen Situationen und institutionellen Lebensbereichen beschäftigen.



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