Referenzkurse für Devisen

Auch: Devisenreferenz-kurse. Früher fand an einigen deutschen Börsen unter Führung der in Frankfurt a. M. ein amtliches D-Mark-Fixing gegenüber 17 Währungen statt. Sein Anteil am gesamten Devisenhandel der Banken war seit Jahren rückläufig. Mit dem Fortfall der im Euro aufgehenden Währungen hätte ein auf Deutschland beschränktes amtliches Devisenfixing, das es vergleichbar nur noch in Österreich und Griechenland gab, nur geringe Aussagekraft gehabt. Allerdings benötigen die Banken und ihre Kunden für die 8 aus dem früheren amtlichen Fixing verbleibenden Währungen weiterhin täglich Devisenkurse, die für Abrechnung bzw. Konvertierung einer Vielzahl von Geschäften und Transaktionen verbindlich sind. Daher stellen grosse private Banken individuell in einem jeweils eigenen »infernen Fixing« zum gleichen Zeitpunkt (13 Uhr MEZ) repräsentative Kurse fest. Jede Bank ermittelt diese aus Devisengeschäften, die sie - resultierend z.B. aus den Aufträgen ihrer Kunden - am freien Markt tätigt. Da die privaten Banken im Devisenhandel stark involviert sind, bereitet ihnen die Feststellung marktnaher Devisenmittelkurse keine Schwierigkeiten. Auf Basis dieser Kurse werden Geschäfte abgerechnet, für die früher der amtliche Devisenkurs verwendet wurde. Hierzu zählen insb. der Auslandszahlungsverkehr sowie Wertpapiertransaktionen. Das Verfahren ist Dank der Veröffentlichung nicht nur für die Kunden transparent und nachvollziehbar, sondern stellt auch sicher, dass zu den ermittelten Kursen tatsächlich Devisen gehandelt wurden. Die Kunden erhalten daher akkurate, marktgerechte Kurse. Ebenfalls um 13 Uhr ermitteln und veröffentlichen 15 Geschäftsbanken aus dem öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Bankensektor gemeinsame Referenzkurse für die 8 Währungen. Sie melden hierzu über eine spezielle Handelsplattform eines elektronischen Informationssystems (Euro-FX) die von ihnen festgestellten Mittelkurse. Die automatisch errechneten Referenzkurse sind das arithmetische Mittel aus den von den Teilnehmerinstituten genannten Quotierungen. Die höchsten und die niedrigsten der gemeldeten Kurse werden vor der Berechnung gestrichen. Zu den Durchschnittsmittelkursen hat demnach kein Handel stattgefunden. Unabhängig von den Geschäftsbanken werden vom ESZB um 14.15 Uhr MEZ in einem Konzertierungsverfahren Wechselkurse ermittelt. Über die 8 aus dem früheren amtlichen Fixing verbleibenden Währungen hinaus veröffentlicht die EZB Devisenreferenzkurse für weitere 9 Währungen. Da zu diesen Kursen kein Handel unter den Geschäftsbanken stattgefunden hat, kommen sie nicht für die Abrechnung von Kundenaufträgen und -transaktionen in Frage. Sie finden eher dort Verwendung, wo ein Devisenkurs mit amtlichem Charakter erforderlich ist, also etwa für Jahresabschlüsse, Steuererklärungen, statistische Meldungen, volkswirtschaftliche Analysen.