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über 20.000 Fachbegriffe - aktualisierte Ausgabe 2015
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MCS - Multiple Chemikalienüberempfindlichkeit

Immer häufiger diagnostizieren Ärzte bei Patienten MCS, Multiple Chemikalienüberempfindlichkeit (das S steht für das englische "Sensitivity"). Die Symptome sind sehr unterschiedlich. 80% der Betroffenen klagen über Müdigkeit, Muskelschmerzen, Vergesslichkeit. Mehr als 70% der MCS-Patienten klagen über Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Juckreiz, Hörstörungen.

Außerdem werden Sehstörungen, Magenkrämpfe, Schweißausbrüche, Sprachstörungen und Infektanfälligkeit genannt. Als Ursache kommen Vergiftungen durch Chemikalien wie Holzschutzmittel, Lösemittel oder Pestizide in Betracht. Vielfach werden die Beschwerden auch auf psychosomatische Ursachen zurückgeführt.

Bisher ist noch wenig bekannt über den Mechanismus, der die von Betroffenen geschilderten Symptome auslöst. Personen, die kurzzeitig höheren Konzentrationen an giftigen Substanzen ausgesetzt sind, sind ebenso betroffen, wie Menschen, die über Jahre ganz geringe Konzentrationen dieser Substanzen aufgenommen haben.

Dabei können offensichtlich geringe Mengen, die normalerweise keine nachweisbaren Schäden hervorrufen, bei empfindlichen Personen zu gravierenden Schäden führen. Am Anfang steht häufig die Überempfindlichkeit gegenüber einem einzelnen Stoff. Mit der Zeit entwickeln sich Unverträglichkeiten gegenüber sehr vielen Substanzen wie z.B. Duftstoffe und Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. Bei manchen Betroffenen verschwinden die Symptome, wenn der Kontakt mit der auslösenden Substanz vermieden wird. Bei anderen entwickeln sich Unverträglichkeiten gegenüber Substanzen, die mit dem Ursprung von MCS gar nichts zu tun hatten. Diese große Bandbreite der möglichen Auslöser und der Reaktionen unterschiedlicher Personen macht eine Diagnose sehr schwer. Viele Betroffene suchen mit der Hilfe von zahlreichen Ärzten jahrelang nach den Zusammenhängen zwischen Ursache und Wirkung.

Allgemein gilt: Die Beschwerden der MCS sind subjektiv. Derzeit gibt es keinen standardisierten medizinischen Test, der die Organfunktionen untersucht und die geschilderten Symptome erfasst. Hinsichtlich der Erklärung von MCS gibt es mehrere Auffassungen oder Hypothesen:

  • Die Wirkung von einzelnen chemischen Substanzen soll mit einer "Initialzündung" zu vergleichen sein. Die ursprünglichen Auslöser müssen später für das Auftreten von MCS-Symptomen gar nicht mehr anwesend sein. Die Reaktionen erfolgen dann ebenso auf Duftstoffe, Essensgerüche, Zigarettenrauch, Arzneimittel, Alkohol oder Kaffee.
  • Es soll sich um einen Vorgang handeln, der mit der klassischen "Konditionierung" vergleichbar ist. Erkrankt ein Patient durch einen bestimmten Stoff, der z.B. in einem Nahrungsmittel vorhanden ist, so assoziiert die betroffene Person die Symptome mit dem entsprechenden Geschmack. Alles, was anschließend mit diesem Geschmack verbunden wird, kann ähnliche Beschwerden hervorrufen.
  • Immunologische und psychosoziale Effekte werden betrachtet. Wissenschaftler versuchen herauszufinden, ob es dort messbare Abweichungen gibt, nachdem sich MCS entwickelte.
  • MCS ist die Folge einer Entzündung von Nervengewebe sein könnte.
  • MCS wird versucht als einen Prozess zu erklären, bei dem der fortwährende Kontakt mit einer Substanz zu wachsender Empfindlichkeit führt. Auf welche Weise eine solche Sensibilisierung entsteht, ob sie etwa mit veränderter Reizleitung im Nervensystem zu erklären ist, darüber lässt sich derzeit nur spekulieren.

Die Vielfalt der möglichen Ursachen und Prozesse im Verlauf von MCS macht es Ärzten schwer, eine gezielte Therapie vorzuschlagen. Häufig bleibt Medizinern, wenn sie keine klare Ursache für die von Patienten geschilderten Beschwerden finden können, nur der Hinweis auf eine Psychotherapie. Ein vom Umweltbundesamt in Berlin vergebenes Forschungsvorhaben hat zum Ziel, mehr über mögliche Ursachen und die Zusammenhänge mit körperlichen Erscheinungen herauszufinden.



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