Kurszusätze
Kurszusätze geben dem Anleger Zusatzinformationen zu den
veröffentlichten Kursen der an der Börse gehandelten Aktien. Die jeweilig
verwendeten Kürzel geben Hinweise auf das Zustandekommen einzelner Kurse
sowie auf die damit zusammenhängende Börsensituation. Der Anleger kann so
Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage, erfolgte
Dividendenzahlungen, Aktiensplits und Bezugsrechtsabschläge sowie andere
entscheidungsrelevante Ereignisse erfahren. In vielen Fällen kann der Anleger aus den an der Börse
entstandenen Wertpapierkursen allein noch nicht genug Informationen über
Angebot und Nachfrage nach einer bestimmten Aktie gewinnen. So ist es nicht
möglich, allein aus dem Kurs der Aktie zu erkennen, ob Angebot und Nachfrage
übereingestimmt haben oder ob es einen Angebots- oder Nachfrageüberhang gegeben
hat. Oftmals können zu bestimmten Kursen nicht alle Kauf- und Verkaufsaufträge
ausgeführt werden. Gerade bei kleineren Werten lassen sich Angebot und
Nachfrage nur in den seltensten Fällen vollständig in Einklang bringen. Der
Anleger kann solche Angebots- und Nachfrageüberhänge aber nur unzureichend aus
den Veröffentlichungen der reinen Wertpapierkurse ablesen.
Auch lassen sich andere Ereignisse, die einen Einfluss auf den
Kurs einer Aktie haben, wie beispielsweise Kursabschläge aufgrund von gezahlten
Dividenden, die Ausgabe von Berichtigungsaktien oder Bezugsrechten nicht allein
aus dem Kurs ablesen. Aus diesem Grund werden zusätzlich zu den reinen Kursen
noch verschiedene Zusätze veröffentlicht, die dem Anleger nähere Informationen
über den Handelsverlauf und die Entwicklung der jeweiligen Aktien geben. Der
Kurszusatz, den man auch im Börsenteil einschlägiger Tageszeitungen findet,
bezieht sich immer auf den Kurs, der direkt davor steht. So kann es sein, dass
bei Aktien, die variabel notiert werden, verschiedene Kurse festgestellt
werden, aber nur einer mit einem Zusatz versehen wird, weil zu diesem Kurs eine
Zusatzinformation notwendig erscheint.
Die verwendeten Zusätze variieren von Börsenplatz zu Börsenplatz.
Man kann die im allgemeinen verwendeten Zusätze danach unterscheiden, ob sie
Informationen darüber geben, in welchem Umfang Angebot und Nachfrage befriedigt
werden konnten oder ob sie dem Anleger über andere kursrelevante Ereignisse
bzw. Marktbesonderheiten informieren.
1. Kurszusätze zu
Angebot und Nachfrage
- b, bz, bez oder
Kurs ohne Zusatz = "bezahlt" Alle zu diesem Kurs limitierten Aufträge (Angebot und Nachfrage) konnten
ausgeführt werden. An verschiedenen Börsen oder von den Medien wird
jeweils eine dieser Abkürzungen verwendet. Sie drücken aber alle den
gleichen Tatbestand aus.
- bG, bzG oder
bezG = "bezahlt Geld" Dieser Zusatz weist auf eine Marktsituation hin, in der nicht alle zu
diesem Kurs limitierten Kaufaufträge ausgeführt werden konnten. Die
Nachfrage war größer als das Angebot. Auch hier werden unterschiedliche
Abkürzungen für den gleichen Tatbestand verwendet.
- bB, bzB oder
bezB = "bezahlt Brief" Der Zusatz kennzeichnet Marktsituationen, in denen zu dem zustande
gekommenen Kurs nicht alle zu diesem Kurs limitierten Verkaufsaufträge
ausgeführt werden konnten. Das Angebot zu diesem Kurs war größer als die
Nachfrage.
- ebG, etw. bG,
etw. bzG oder etw. bezG = "etwas bezahlt Geld" Alle zu diesem Kurs limitierten Kaufaufträge konnten nur zu einem geringen
Teil ausgeführt werden. Die Nachfrage war also wesentlich größer als das
Angebot.
- ebB, etw. bB,
etw. bzB oder etw. bezB = "etwas bezahlt Brief" Hier hat eine Marktsituation vorgelegen, in der die zu diesem Kurs
limitierten Verkaufsaufträge nur zu einem geringen Teil ausgeführt werden
konnten. In diesem Fall war das Angebot deutlich größer als die Nachfrage.
- ratG, bG rep., bzG rep. oder bezG rep. =
"rationiert Geld" oder "bezahlt Geld repartiert" Der Kurszusatz kennzeichnet Situationen, in denen die zu diesem Kurs und
darüber limitierten sowie die unlimitierten Kaufaufträge nur in
beschränktem Maße ausgeführt werden konnten. In einer solchen Situation
werden die Kaufinteressenten beispielsweise quotal von den Maklern
bedient, es werden beispielsweise nur 20 Prozent der georderten Aktien
zugeteilt.
- ratB, bB rep., bzB rep. oder bezB rep. =
"rationiert Brief" bzw. "bezahlt Brief repartiert" Der Kurszusatz , kennzeichnet eine Marktsituation, in der die zum Kurs und
niedriger limitierten sowie die unlimitierten Verkaufsaufträge nur zu
einem geringen Maß ausgeführt werden konnten.
2.Kurszusätze für
besondere Marktsituationen oder Ereignisse
- G =
"Geld" Der Zusatz Geld drückt aus, dass zu diesem Kurs lediglich Nachfrage
bestand nicht aber Angebot. Es wurden zu diesem Kurs also nur Kauforders
abgegeben, denen aber keine Verkaufsangebote gegenüberstanden.
- B =
"Brief" Umgekehrt zum obigen Fall liegt im Falle des Zusatzes "Brief"
nur Verkaufsaufträge, aber keine Kaufaufträge vor. - =
"gestrichen" Es konnte gar kein Kurs für das betreffende Wertpapier festgestellt
werden.
- -G =
"gestrichen Geld" Es lagen lediglich unlimitierte Kaufaufträge vor, so dass ebenfalls kein
Kurs festgestellt werden konnte.
- -B =
"gestrichen Brief" In einer Situation, in der nur unlimitierte Verkaufsaufträge vorlagen, so
dass auch hier kein Kurs zustande kam, wird der Zusatz "gestrichen
Brief verwendet.
- -T =
"gestrichen Taxe" Mit dem Zusatz "gestrichen Taxe" wird ausgedrückt, dass kein
Kurs festgestellt werden konnte, der Preis für das Wertpapier also
lediglich geschätzt wurde.
- -GT =
"gestrichen Geld/Taxe" Es konnte kein Kurs festgestellt werden, es wurde lediglich ein
Nachfragepreis geschätzt.
- -BT =
"gestrichen Brief/Taxe" In diesem Fall wurde nur ein Angebotspreis geschätzt.
- exD, ex Div =
"ohne Dividende" Dieser Zusatz kennzeichnet den ersten Kurs nach Zahlung der Dividende.
Der vergleichsweise niedrigere Kurs ist damit nicht auf einen Kursverfall
aufgrund von höherem Angebot als Nachfrage zu verstehen, sondern
beinhaltet den so genannten Dividendenabschlag.
- exB, ex BR =
"ohne Bezugsrecht" Der Kurs wurde nach dem Abschlag der jeweiligen Bezugsrechte
festgestellt. Der Kursverfall ist nicht primär auf Angebot und Nachfrage
zurückzuführen.
- ex BA =
"ohne Berichtigungsaktien" Analog weist dieser Kurszusatz darauf hin, dass der Kurs direkt nach der
Ausgabe von Berichtigungsaktien festgestellt wurde. Dadurch ist der Kurs
niedriger als der vorausgegangene, da sich nach Ausgabe der so genannten
Gratisaktien, das Vermögen der Gesellschaft nun auf mehr Aktien verteilt.
- ex SP =
"nach Splitting" Dieses Kürzel bedeutet "nach Splitting" und taucht auf, wenn
eine Aktiengesellschaft
ein Splitting
vorgenommen hat, also aus einer vorhandenen Aktie zwei oder mehr neue
Aktien gemacht hat. Da das Vermögen der Gesellschaft durch den Split
unverändert bleibt, reduziert sich der Kurswert der einzelnen Aktien in
der Regel. An dem Wert des gesamten Aktienpakets ändert sich nichts.
Kurszusätze helfen den Anlegern und Börsenbesuchern, die jeweilige
Marktsituation bzw. die wirtschaftlichen Gründe, die zu einem bestimmten
Aktienkurs geführt haben, besser einschätzen zu können. Vor allem die Zusätze,
die Auskunft über das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage geben, können
dem Anleger wichtige Hinweise über die Stimmung rund um die jeweilige Aktie
geben.
<< vorhergehender Fachbegriff |
|
nächster Fachbegriff >> |
|
|
|
|