Kultursoziologie
In der Wirtschaftssoziologie:
[1] allgemein Bezeichnung (von wechselnder Bedeutung) für eine Teildisziplin der Soziologie (manchmal auch einen Teil der allgemeinen Soziologie), die sich mit dem Verhältnis von Kultur und Gesellschaft befasst. Von der Kulturanthropologie unterscheidet sich die Kultursoziologie dadurch, dass sie vor allem die (westlichen) Hochkulturen im Blick hat sowie die Eigenständigkeit der Kultur gegenüber der Sozialorganisation betont.
[2] Der Begriff Kultursoziologie wurde von A. Weber (1931, 1935) eingeführt, der als ihren Gegenstandsbereich allein die geistigen, künstlerischen, wissenschaftlichen, moralischen usw. Lebensformen, also die „höhere Kultur“ fasste, nicht hingegen die technischen und zweckmässigen, die er als Zivilisation gegenüberstellte. Hauptfrage ist hier die nach der Prägung von Epochen der Gesellschaftsgeschichte durch einen dominanten geistigen Stil. Grundlegungen der Kultursoziologie sind zuvor (ohne dass die Bezeichnung verwendet wurde) von G. Simmel, M. Weber u.a. erarbeitet worden. M. Webers religionssoziologische Arbeiten (insbesondere die über die Bedeutung des Protestantismus für die Entstehung des modernen Kapitalismus) heben die Eigenbedeutung der Religion und anderer kultureller Momente hervor. Simmel untersuchte - abgesehen von Detailstudien - die Tragödie der modernen Kultur (Nichteinholbarkeit der kulturellen Objektivationen durch die Individuen).
[3] Angeregt vor allem durch die Studien von N. Elias, der hochkulturelle und alltagskulturelle Gegenstandsbereiche (Essge-wohnheiten, Kleidungssitten, Verhaltensstandards) gemeinsam im Hinblick auf den Zivilisationsprozess untersuchte (ohne sich vorrangig als Kultursoziologe zu verstehen), befasst sich die neuere Kultursoziologie zunehmend auch mit Gegenstandsbereichen ausserhalb der „hohen“ Kultur (bis hin zu Teilkulturen und der Popularkultur, hier manchmal in Zusammenarbeit mit der Volkskunde). Als ihre systematische Frage kann die nach der Wechselwirkung und der Spannung zwischen kulturellen Objektivationen und Überlieferungen und der gesellschaftlichen Struktur gelten.
[4] Manchmal auch der Teil Soziologie, der die Formen der Kulturproduktion und des Kulturkonsums (vor allem Radio, Fernsehen, Zeitung) in den industriell entwickelten Gesellschaften untersucht.
[5] Kunstsoziologie [1]
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