Feld
In der Wirtschaftssoziologie:
[1] im allgemeinsten Sinne eine geographische Fläche, ein Raum, ein Gebiet.
[2] In Ausdrücken wie Feldforschung usw. Bezeichnung für den Lebensraum, die natürliche Umgebung, in denen sich die vom Sozialforscher untersuchten Objekte befinden (im Gegensatz zum Laboratorium mit seinen künstlich geschaffenen Bedingungen).
[3] Im engeren Sinne ein von Kräften, die sich wechselseitig beeinflussen, erfüllter Raum. In diesem Sinne wird der Begriff z.B. in der Physik benutzt („Magnetfeld“). Ein Feld ist ein dynamisches Ganzes: jede Veränderung an einem Punkt des F.es führt zu einer Umgliederung des gesamten F.es. So wurde der Begriff zunächst in die Psychologie, dann in die Sozialwissenschaften übernommen:
[4] Psychisches oder psychologisches F., gestaltpsychologische Bezeichnung für die Gesamtheit der in der Erfahrungswelt eines Individuums zu einem gegebenen Zeitpunkt präsenten Faktoren, die sein Verhalten beeinflussen; jedem Element in einer Menge wahrgenommener Dinge („Wahr-nehmungs-F“, „phänomenales F.“), jedem Denkinhalt usw. entspricht eine spezifische Kraft (bei M. Wertheimer, W Köhler, K. Koffka auch eine elektrochemische Kraft im Gehirn); die Gesamtheit der Kräfte strebt zu einem Zustand der Ausgeglichenheit. Unausgeglichenheit (subjektiv erlebt als Spannung, Dissonanz usw.) führt daher zu einer Umstrukturierung des F.es. Jede Denkbewegung, jedes Verhalten kann auf F.-Wirkungen zurückgeführt werden. Bei K. Lewin werden F.er graphisch und ma-thematisch-topologisch dargestellt (Vektorpsychologie).
[5] Soziales F., eine Mehrzahl gleichzeitig wirkender und sich wechselseitig beeinflussender sozialer Tatsachen. Der Begriff spielt in der „dynamischen“ Betrachtung sozialer Strukturen eine Rolle und impliziert die Vorstellung sich gegenseitig verstärkender oder behindernder „sozialer Kräfte“ in einem „sozialen Raum“ (z.B. Spannungen zwischen sozialen Schichten, Konflikte zwischen individuellen Motiven und äusseren Einflüssen, unterschiedliche Einflusszonen von Personen und Gruppen usw.).
[6] Bei P. Bourdieu bezeichnet Feld (frz.: champ) das Gefüge, das mehr ist als die simple Ansammlung einzelner Kräfte. Vielmehr bildet das Feld hier ein System von Kraftlinien. Die im Feld wirkenden Gruppen verleihen ihm, je nach ihrem Gegen- und Miteinander, seine besondere Struktur. Wo es um die Machtansprüche der einzelnen Positionen geht, wird champ auch als Kräftefeld übersetzt.
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