Bewusstsein, falsches
In der Wirtschaftssoziologie:
im Marxismus verwandter Begriff, um eine bestimmte (undialektische und verdinglichte) Form der Erfassung der Wirklichkeit zu charakterisieren. „Falsch“ ist ein Bewusstsein, welches eine historische Erscheinung für eine ewige, ein menschliches Produkt für etwas naturhaft Entstandenes oder von aussen Gegebenes nimmt. Im f.n Bewusstsein, falsches sind die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht als gesellschaftlich produzierte begriffen, sondern als natürliche, ohne das menschliche Zutun entstandene. Das f.e Bewusstsein, falsches darf weder philosophisch als Abweichung von einer vorausgesetzten Wahrheit, noch psychologisch als Irrtum verstanden werden. Das f.e Bewusstsein, falsches ist nur die Kehrseite einer „falsch“ eingerichteten Gesellschaft, so wie die Entfremdung des Bewusstseins die Kehrseite der ökonomischen Entfremdung ist. Ist die gesamte Bewusstseinsstruktur aber eine Spiegelung der gesellschaftlichen Lage, so kann dieses f.e Bewusstsein, falsches nicht durch begriffliche Arbeit, durch Aufklärungsprozesse gelöst werden, die Überwindung des f.n Bewusstsein, falsches ist vielmehr eine Frage praktisch-revolutionären Verhaltens. Die besondere Problematik dieses Begriffs liegt darin, dass ein f. Bewusstsein, falsches einerseits zwar „falsch“ ist, andererseits diese „Falschheit“ aber die richtige Widerspiegelung der gesellschaftlichen und sozialen Lage ist. So ist das religiöse Bewusstsein zwar ein f. B., aber die Religion ist der Reflex der politischen und ökonomischen Situation, das religiöse Bewusstsein also auch wieder die richtige Offenbarung des gegenwärtigen Zustandes. Die Diskussion des f.n Bewusstsein, falsches erfordert vorab eine Bestimmung des Seins, der Wirklichkeit oder der Realität, an der das Bewusstsein dann gemessen, und zum wahren oder falschen erklärt wird.
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