Arbeitsgesellschaft
In der Wirtschaftssoziologie:
von R. Dahrendorf 1980 in die Soziologie eingeführter Begriff, der zum Thema des 21. Deutschen Soziologentages 1982 in Bamberg wurde („Krise der Arbeitsgesellschaft?“). Arbeitsgesellschaft begreift den Charakter der westlichen-industriellen Gesellschaft als in der Lebensführung der (allermeisten) Menschen, als in Werten, Normen und Orientierungen und als in der inneren Konfliktdynamik durch (Erwerbs-) Arbeit grundlegend geprägt. Von hier aus können die Gesellschaftsanalysen von Klassikern der Soziologie (K. Marx, M. Weber, E. Durkheim u.a.) und die Arbeiten der späteren Industriesoziologie gewissermassen nachträglich als Analysen der Arbeitsgesellschaft aufgefasst werden (ohne dass sie diesen Begriff verwendet hätten). Dabei dient der Begriff Arbeitsgesellschaft dazu, Fragen danach stellen zu können, ob er noch angemessen ist. Hinweise, dass die gegenwärtige Gesellschaft nicht mehr als Arbeitsgesellschaft aufgefasst werden kann, sind z.B.: der Rückgang der durchschnittlichen Lebensarbeitszeit und die Zunahme von in Aus- und Weiterbildungsprozessen befindlichen Gesellschaftsmitgliedern; strukturelle Arbeitslosigkeit und institutionalisierte Unterbeschäftigung; Entfaltung des Freizeitlebens und Anwachsen seiner Wertigkeit; Rückgang der subjektiven Bedeutung von Berufsarbeit für die Lebensauffassung und die Befindlichkeit, überhaupt das Anwachsen postmaterialistischer Werte; Verblassen der klassischen Konflikte zwischen Kapital und Arbeit im Problemhorizont der politischen Aufgaben und Fragen.
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